Mittelalter
„Schriftlichkeit vor der Reformation, bis Mitte des 16. Jahrhunderts“
Mediasch, auf dessen Gebiet Siedlungsspuren seit der Vor- und Frühgeschichte gefunden wurden, wird 1267 erstmals urkundlich erwähnt. Die Siedlung entwickelte sich im Mittelalter zu einem wichtigen Zentrum der Wirtschaft (mit zahlreichen Zünften), Verwaltung (der Zwei Stühle Mediasch und Schelk bzw. des Dekanats/Kirchenkapitels Mediasch) und der Kultur. 1498 erhielt der Ort das Jahrmarktsrecht, 1517 wurde er zur Stadt mit dem Recht, ein eigenes Siegel zu führen.
Die mittelalterliche Geschichte lässt sich vor allem anhand von Schriftquellen rekonstruieren, die entweder auf Pergament (einem teuren Material aus Tierhäuten) oder auf Papier festgehalten wurden. Mediasch verfügt über einen wertvollen Schatz an solchen Quellen, die heute in verschiedenen Archiven und Bibliotheken verstreut sind, die zum Teil vor Ort aufbewahrt werden (vor allem im Archiv der evangelischen Gemeinde und im Stadtmuseum), zum Teil an anderen Orten wie Hermannstadt oder Kronstadt. Die Ausstellung präsentiert einige herausragende Beispiele aus dem schriftlichen historischen Erbe von Mediasch.
20. März 1493: Mehrere Kardinäle gewähren einen Ablass für den Altar des heiligen Martin in der Mediascher Margarethenkirche. Details: 2a. St. Martin zerschneidet seinen Rittermantel mit dem Schwert, um einen Armen zu bedecken; 2b. Papst Alexander VI. Borgia (1491-1502); 2c. Die heilige Margarethe von Antiochien mit ihren Attributen Buch und Palmblatt.
Urkunden
Die in Mediasch verfassten oder in verschiedenen anderen Orten ausgestellten Urkunden ermöglichen ein Verständnis der lokalen und regionalen Verhältnisse jener Zeit und vermitteln ein detailliertes Bild der Dynamik der komplizierten Machtverhältnisse zwischen den zentralen Behörden (Königtum, Woiwodschaft, Papsttum, Diözese usw.) und den lokalen. Mehrere Papsturkunden beziehen sich unter vielem anderem auf die Beziehungen zwischen den Mediascher Pfarrern und dem siebenbürgischen Bistum in Weißenburg, auf die Zehntfrage und auf Ablässe, die zu bestimmten Anlässen gewährt wurden usw.
Oktober 1505 – 1506: Papst Julius II. (1503-1513) bestätigt die besondere Stellung der Bewohner der Stühle Mediasch und Schelk gegenüber dem Bistum von Siebenbürgen
29. Juli 1499: Ladislaus Geréb, Bischof von Siebenbürgen (1476-1501), bestätigt das neue Siegel des Kapitels von Mediasch: Krönung der Jungfrau Maria und das Symbol von Mediasch, die offene Handfläche. Die Schrift der Urkunde verrät humanistische Einflüsse. Der Humanismus spielte damals im intellektuellen Leben Siebenbürgen eine entscheidende Rolle.
Siegel
Das Recht, ein Siegel zu verwenden, war ein besonderes Privileg. Das Siegel der Zwei Stühle wird bereits 1356 urkundlich erwähnt, das des Marktfleckens Mediasch stammt aus 1448. 1517 erteilte König Ludwig II. (1516-1526) dem Stadtrat das Recht, mit rotem Wachs zu siegeln.
Siegel des Mediascher Kapitels auf eine Urkunde aus dem 18. Jh. in rotes Wachs aufgedrückt.
Die Siegelmatrix des Marktfleckens Mediasch und der rote Wachsabdruck auf einer Ratsurkunde. Im runden Siegelfeld: dreieckiger Schild mit nach oben gerichteter Handfläche, darber ein fünfzackiger Stern, daneben ein Neumond. Der Schild wird von belaubten Zweigen und der Legende S[IGILLUM]*OPIDI*MEDIES*1448 eingerahmt.
Notariatsurkunden
Notariatsurkunden zeugen von der entwickelten Jurisprudenz im mittelalterlichen Mediasch.
18. August 1509: Der Notar Gregorius Diac („Schuler”) aus Mediasch beglaubigt die Ernennung der Bevollmächtigten des Stadtrats in weltlichen und kirchlichen Streitigkeiten. Unter ihnen die Mediascher: Notar Petrus de Megies, Pfarrer Johannes, Prediger Pauusl, Johannes Diac.
Handschriften und Inkunabeln
Die Handschriftenfragmente sind sozusagen das das Echo der bedeutenden katholischen Pfarrbibliothek. Nach der Reformation wurden die Pergamenthandschriften zu Buchumschlägen „umgewidmet” und sind so erhalten geblieben.
Inkunabeln, Drucke aus der Zeit vor 1501, trugen wesentlich zur Herausbildung der intellektuellen Elite – vorwiegend des Klerus – in Siebenbürgen am Ende des Mittelalters bei.
Fragment einer liturgischen Handschrift (15. Jh.); der Hymnus Mittit ad Virginem bezieht sich auf das Fest Mariä Verkündigung. Notenschrift und Initialen in roter und blauer Farbe. War wahrscheinlich in der Pfarrkirche von Mediasch in Gebrauch.
Vincentius Bellovacensis: Opuscula. Scilicet: Liber gratie; Laudes Virginis Marie; De Sancto Johanne evangelista; De eruditione filiorum regalium; Consolatio pro morte amici. Basel, Druckerei Johann Amerbach, 1481. Die Dekoration der Inkunabel stammt wahrscheinlich aus den sogenannten „Vigiliale“-Werkstatt, die um 1500 in der Gegend von Kronstadt und Hermannstadt tätig war
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