Von Hildegard Servatius-Depner
Wo Jugendliche für eine Aktion begeistert werden können, da kommt eine eigene Dynamik und auch viel Freude auf. Das geschieht, selbst wenn die Aktion an einem Ort stattfindet, den wir eher mit Verlust und Trauer verbinden. Samstag vor Totensonntag, den wir in Mediasch traditionellerweise am zweiten Sonntag im Oktober feiern, luden wir unsere Gemeindeglieder zum Friedhofsputz ein. Eher spontan entstand der Gedanke, die Jugendlichen mit einzuladen, die zu unserem Jugendtreff zusammenkommen.
Die Mediascher Kirchengemeinde bietet jeden Freitag von 19-21 Uhr eine Jugendstunde an. Bei den Jugendstunden am Freitag bereiten die Jugendlichen Spiele, Andachten, Lieder oder etwas zu Essen vor. Für die Zusammenkünfte werden verschiedene Themen angeboten, man organisiert Länderabende, schaut zusammen Filme an (gerade eben haben wir die erste Folge des Films „The Chosen“ – einen Jesusfilm – gesehen) oder man plant gemeinsam Aktionen in der Gemeinde.
So war z. B. eine kleine Gruppe im Altenheim in Hetzeldorf bei einer Aktion dabei, fürs Gemeindefest haben die Jugendlichen Spiele für Kinder organisiert und den Kindergottesdienst mitgestaltet. Es gab einen Länderabend zum Thema – Israel- mit anschließendem Gebet für den Frieden. Kürzlich sind die Jugendlichen zu einem Jugendgottesdienst nach Sächsisch Reen gefahren. Freitags beteiligen sich durchschnittlich 15 Jugendliche an dem Treff. Sie sind im Alter von 14-18 Jahren, es sind größtenteils unsere konfirmierten Jugendlichen, aber auch ihre Freunde und Klassenkollegen, die gerne mit dabei sind. Wichtig ist, dass unsere Gemeindearbeit wie ein Netz ist, an dem jeder mitknüpfen kann und dass uns alle zusammenknüpft und uns hält und trägt. Mein Ziel ist es Gemeindegruppen miteinander ins Gespräch zu bringen und voneinander zu lernen.
Einige der Teilnehmer am Jugendtreff sind der Einladung gefolgt und waren mit großem Eifer mit dabei. Durch sie wurde aus unserer Putzaktion (auch) eine … Suchaktion. Viele Gräber sind mit Efeu bedeckt, sichtbar sind bloß grüne Hügel. Würde man sich nicht auf dem Friedfof befinden, so würde man kaum auf die Idee kommen, dass sich darunter Gräber und auch ganz interessante Grabsteine verbergen. So gingen wir gemeinsam auf Entdeckung, fanden schöne Grabplatten, fragten uns, wer wohl die Persönlichkeit war, die da ihre letzte Ruhestätte gefunden hat. Die Jugendlichen hatten ihre Freude daran und die Willenskraft war so groß, dass sie meinten, wenn wir mindestens einmal pro Monat diese Aktion durführen würden, könnten wir noch viel mehr schaffen. Mich hat es sehr berührt, mit welcher Selbstverständlichkeit und Begeisterung sie mitgemacht haben, ohne zu fragen: Wozu? Weshalb? Warum? Kaum einer der Jugendlichen hat ein Familiengrab auf dem Friedhof. Sinn und Ziel der Aktion war für sie, einfach zu helfen und allen, die den Friedhof besuchen, bei aller Trauer eine Freude zu bereiten. Gefreut haben sich natürlich auch die Erwachsenen, die jährlich bei der Aktion dabei sind, dass neue Unterstützung da war. Im Namen unserer Kirchengemeinde bedanke ich mich für jede helfende Hand. Und ja – es gibt auf dem Mediascher Friedhof noch vieles zu entdecken! Gerne nehmen wir weitere Jugendliche und jung Gebliebene in unser Entdeckerteam auf.
Was meint ihr? August 2024, wenn hoffentlich viele Mediascher zum Treffen in ihre Heimatstadt zurückkehren?