von Heydendorffs in Mediasch

Gedenken an die Familie Conrad von Heydendorff am 25. September 2019 ab 10 Uhr König Ferdinand I Platz Nr.1

Am 7. April jährte sich der Geburtstag von Michael Conrad Edler von Heydendorff zum 250. Mal. Er gehörte zu einer der vornehmen Familien der Stadt, deren Mitglieder zwei Jahrhunderte lang (von 1675 – 1874) praktisch ohne Unterbrechung in öffentlichen Ämtern gestanden haben. Aus diesem Anlass ehren die Stadt Mediasch, das Demokratische Forum, die Evangelische Kirchengemeinde und die HG Mediasch, zusammen mit direkten Nachkommen der Familie das Andenken der Heydendorffs mit einer Feier am 25. September 2019.

Bürgermeister Gheorghe Roman und die Direktorin der Direktion für Kultur, Sport, Tourismus und Jugend, Elena Sajgo, Viorel Ștefu, Diana Macarie und Sergiu Török vom Munizipalmuseum, Laci Ciocan und Helmuth Knall vom Demokratischen Forum, Pfarrer Gerhard Servatius-Depner von der Kirchengemeinde und Hansotto Drotloff von der HG Mediasch haben eng und intensiv zusammengearbeitet, um die Heydendorff-Gedenkfeier zu planen und zu organisieren. Sie konnten auf Unterstützung seitens der Nachkommen der Familie von Heydendorff rechnen. In Zusammenarbeit zwischen dem Mediascher Museum und dem Siebenbürgischen Museum in Gundelsheim konnte eine Ausstellung realisiert werden, bei der wir wertvolle Unterstützung seitens des leitenden Kurators des Gundelsheimer Museums, Dr. Markus Lörz, erhalten haben. Auf Anregung von Frau Direktor Sajgo wurde das Gedenken unter das Motto Memoria urbis – das Gedächtnis der Stadt – gestellt. Das Motto erlaubt, bereits vorhandene Gedenktafeln für verdiente Bürger aller Ethnien dieser Stadt und auch künftige Tafeln zu einem Rundweg zusammenzufassen. Seit dem 25. September 2019 steht nun das älteste Wappen der Stadt von 1549 über dem Stadtnamen Mediasch / Medwisch an prominenter Stelle neben dem heutigen Stadtwappen in der Einfahrt zum ehemaligen Rathaus der Stadt, König-Ferdinand-I-Platz Nr. 1 (ehemals Großer Marktplatz). 

Am 7. April 1769 wurde Michael Conrad von Heydendorff der Jüngere als damals jüngster Spross der angesehenen Mediascher Familie geboren. Mehr als zwei Jahrhunderte lang spielten Mitglieder der aus Bistritz nach Mediasch gekommenen Familie Conrad Edle von Heydendorff im öffentlichen Leben der Stadt und Siebenbürgens eine bedeutende Rolle. Seit 1675 gehörten die Heydendorffs in schier ununterbrochener Folge dem Mediascher Magistrat an, stellten abwechselnd mit anderen Familien Bürgermeister sowie Königs- und Stuhlrichter der Königlich Freien Stadt und des Mediascher Stuhls. Samuel Conrad, der erste in der Ahnenreihe, lenkte die Geschicke der Stadt unter Gefahr für Leib und Leben in den unruhigen Zeiten der „Kuruzenkriege“. In Zeiten der Pest am Anfang des 18. Jahrhunderts bekleidete er als einziges am Leben gebliebenes Mitglied des Guberniums zeitweilig das Amt eines Gubernators von Siebenbürgen. Sein Enkelsohn, Michael Conrad von Heydendorff d. Ä., der vermutlich bedeutendste Spross der Familie, bekleidete in seinen 91 Lebensjahren auch über seine Heimatstadt hinaus zahlreiche öffentliche Ämter, darunter auch jene eines Gubernialrats und eines Vizegespans. In den stürmischen Jahrzehnten der Josephinischen Reformen kämpfte er in vorderster Reihe, wenn es darum ging, die traditionelle Ordnung zu erhalten und die Auswirkungen der Reformen auf das sächsische Gemeinwesen einzudämmen. Auch sein Sohn, Michael der Jüngere, war ein bekannter Mann des öffentlichen Lebens, der bei der Gründung des Vereins für Siebenbürgische Landeskunde dabei war und die blutigen Auseinandersetzungen der Jahre 1848 und 1849 dramatisch miterlebte.

Auf Schautafeln, die im Rahmen dieser Gedenkfeier in der Stadt aufgestellt worden sind, wird über das Wirken der Familie Conradt von Heydendorff berichtet.

Die Feierlichkeiten begannen um zehn Uhr mit der Enthüllung einer Gedenktafel am ehemaligen Wohnhaus Daniel Conrad von Heydendorffs am König-Ferdinand-I-Platz Nr. 1 (ehemals Großer Marktplatz), in dem sich in den Jahren 1855-1979 der Sitz der Mediascher Stadtverwaltung befand. An dieser historischen Stätte hatte sich ein zahlreiches Publikum eingefunden. Moderiert von Helmuth Julius Knall, sprachen Grußworte der gastgebende Bürgermeister Gheorghe Roman, Werner Müller, Vorsitzender des DFDM, Alfred Gökeler, Vorsitzender der HG Mediasch und Pfarrer Gerhard Servatius-Depner. Hansotto Drotloff, Kulturreferent der HG Mediasch, wies in einer kurzen Ansprache auf die Bedeutung der Familie von Heydendorff für die Stadt hin. In der Zeitspanne von 1675 bis 1874 waren Männer aus dieser Familie in den verschiedensten Ämtern im Magistrat tätig. Allein sechs Familienmitglieder waren Bürgermeister, immer wieder bekleideten sie die Ämter des Sekretärs, des Notars und waren Senatoren sowie Stuhl- und Königsrichter. Der Redner dankte allen, die zum Gelingen des Projekts beigetragen haben und unterstrich, dass mit der Würdigung an diesem Tag, die Familie gleichsam in die Stadt zurückgekehrt sei. Musikalisch umrahmt wurde das Ereignis von Edith Toth (Querflöte) und Gerhard Servatius-Depner (Violine).

Zusammen mit Bürgermeister Roman enthüllten die Nachkommen der von Heydendorffs eine Gedenktafel an der Fassade des repräsentativen Hauses. Im Torgewölbe des Hauses wurden zweisprachige Tafeln zur Erläuterung angebracht. Linkerhand sind auf drei Tafeln das alte und das neue Stadtwappen sowie das Wappen der Familie von Heydendorff dargestellt, auf der gegenüberliegenden Seite wird auf vier Tafeln die Struktur des Mediascher Magistrats und die Geschichte der drei Rathäuser der Stadt erläutert. Außerdem beinhalten zwei Tafeln kurze Biographien der sechs von Heydendorff-Bürgermeister.

Die Stadtverwaltung schenkte den Ehrengästen aus der Familie je eine Gedenkplakette mit dem Familienwappen und dem heutigen Mediascher Stadtwappen, und eine schöne Ofenkachel mit dem Familienwappen, die in der hiesigen Keramikfabrik „Teracota Mediaş“ gestaltet und von Hand hergestellt wurde.

Zu Ehren der Gäste lud die Stadtverwaltung schließlich zu einem Empfang in den Festsaal des Schuller-Hauses ein, wo sich bei hervorragender Bewirtung Gelegenheit zu angeregten Gesprächen bot. Im Mediascher Museum wurde in Zusammenarbeit mit dem Siebenbürgischen Museum in Gundelsheim, dem Demokratischen Forum der Deutschen Mediasch und der Heimatgemeinschaft Mediasch e.V. eine Ausstellung eröffnet. Da der Leitende Kurator des Siebenbürgischen Museums in Gundelsheim, Dr. Markus Lörz, nicht an der Eröffnung teilnehmen konnte, verlas Hansotto Drotloff dessen Grußwort und die von Herrn Lörz verfasste Einführung in die Ausstellung. Auf 21 zweisprachigen Schautafeln wurden wichtige Stationen aus dem Leben und Wirken der von Heydendorffs dargestellt.

Dabei wurden 17 Gemälde mit Porträts von Mitgliedern der Familie erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt. Die meisten dieser Gemälde befinden sich im Familienbesitz bzw. haben als Dauerleihgabe der Familie eine neue Heimat im Siebenbürgischen Museum in Gundelsheim gefunden. Drei Gemälde aus dem ehemaligen Familienbesitz kamen über das Museum Alt-Mediasch in die heutige Sammlung des Mediascher Museums.

Im Rahmen der Gedenkveranstaltung wurden dem Museum Kopien von fünf dieser Gemälde in Originalgröße als Dauerleihgabe durch das Demokratische Forum der Deutschen Mediasch überreicht; dieses Vorhaben wurde durch das Departement für interethnische Beziehungen finanziert. Das Mediascher Bürgermeisteramt finanzierte seinerseits die Restaurierung eines der drei Heydendorff-Gemälde aus dem Bestand des Museums, das den jugendlichen Johann Peter von Heydendorff in der Uniform eines Mitglieds der Königlichen Ungarischen Nobelgarde zeigt. Seitens der HG Mediasch und der Familie wurden wertvolle Buchgeschenke überreicht. Die Ausstellung wurde bis Ende des Jahres 2019 im Mediascher Museum gezeigt.

Anschließend fand ein wissenschaftliches Symposium statt, das dem Wirken der Familie von Heydendorff und ihrer Zeit gewidmet war. Helmuth Knall sprach über „Mediasch in der Zeit der Heydendorffs, von Mitte des 17. bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts“, Ela Cosma (Klausenburg) referierte über „Michael Conrad von Heydendorff und die Rumänen in den Jahren 1848 und 1849“, Gudrun Liane Ittu (Hermannstadt) widmete ihr  Referat der Portraitgalerie der Familie Heydendorff vom Anfang des 18. bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts – ein künstlerischer und historischer Schatz“ , Viorel Ştefu sprach über „Die Exponate des Mediascher Museums mit Bezug zur Familie von Heydendorff“ und Hansotto Drotloff stellte die Bibliothek Michael Conrad von Heydendorffs und die darin enthaltene Sammlung von Urkundenabschriften vor.