14. Mediascher Treffen vom 17. – 19. Mai 2019 in Dinkelsbühl

Ein Bericht über das Treffen von Hansotto Drotloff

Im sonnigen Monat Mai, diesmal schon vor und nicht erst nach dem Verbandstreffen zu Pfingsten, rief die Heimatgemeinschaft Mediasch ihre Mitglieder und Freunde zum 14. Großen Treffen zusammen. Es fand nun schon zum vierten Mal in Dinkelsbühl statt und gut 400 Menschen, ältere und auch viele jüngere und auch ein paar ganz junge Semester folgten der Einladung. Der Wettergott zeigte sich nach vielen kalten und regnerischen Tagen von seiner besten Seite, so dass kaum etwas die Freude an dem Treffen trüben konnte. Als am Freitagnachmittag und Abend die ersten Gäste sich vor und in der Schranne zum geselligen Beisammensein einfanden, sich freudig begrüßten und Neuigkeiten austauschten, hatte es den Anschein, als wären diesmal sogar mehr Besucher zu erwarten als beim 13. Treffen vor 3 Jahren. Dass sich diese Hoffnung nicht erfüllte und die Besucherzahl sogar um ein Drittel zurückging, bleib zumindest aus Sicht der Organisatoren der einzige Wermutstropfen.

Wie schon 2016 trafen wir uns in den frühen Abendstunden des ersten Tages am Denkmal der Siebenbürger Sachsen, um der lieben Heimgegangen zu gedenken. Pfarrer Rolf Kartmann fand auch dieses Mal die rechten, tröstenden und mahnenden Worte. Alfred Gökeler legte seitens der HG einen Kranz nieder. Nach dem gemeinsamen Vater Unser blieben die meisten noch eine Weile in dem Hain ins Gespräch oder in Gedanken vertieft, das warme Licht der Abendsonne genießend. Danach ging es zurück in die Stadt und in die Schranne, wo viele bis spät in der Nacht bei guten Gesprächen verweilten.

Reges Interesse erregten zwei Ausstellungen im großen Saal: Susanne Karres zeigte sehr farbenfrohe, großformatige Bilder, die ihrer tiefgründigen Auseinandersetzung mit dem Leben und der Welt Ausdruck verleihen. Kleine Begleittexte erleichterten den Zugang zur meist abstrakten Ausdrucksweise, wobei die Künstlerin interessierten Betrachtern bereitwillig mit Erläuterungen zur Verfügung stand. In der Bilderausstellung „Mediasch – eine Zeitreise“ wurden historischen Fotografien der Mediascher Altstadt Aufnahmen aus dem heutigen Stadtbild gegenübergestellt. Der Mediascher Kunstfotograf Bogdan Nicolae hatte diese Bilder 2017 gemacht, als diese Ausstellung anlässlich des 6. Mediascher Treffens in Mediasch erstmals gezeigt worden war. Dabei hatte er versucht, möglichst aus dem gleichen Blickwinkel heraus zu fotografieren, aus dem die historischen Bilder gemacht worden waren. Der Vergleich zeigt die Veränderungen in den letzten ungefähr einhundert Jahren, dokumentiert aber auch das hohe Maß an Kontinuität im Bild der alten Stadt.

Die Festveranstaltung am Samstagvormittag, gekonnt moderiert von Sigrun Kelp, stand, wie das ganze Treffen, im Zeichen des 20. Jahrestages der Gründung der Heimatgemeinschaft Mediasch. Neben mehreren Hundert Festgästen begrüßte HG-Vorsitzender Alfred Gökeler zahlreiche Ehrengäste, darunter den Zweiten Dinkelsbühler Bürgermeister Stefan Klein und die stellvertretende Mediascher Bürgermeisterin Christine Thellmann, Pfarrerin Bettina Kenst von der Ev. Kirchengemeinde in Mediasch, Werner Müller, Vorsitzender des Demokratischen Forums der Deutschen aus Mediasch und Ursula Juga-Pintican, Vorsitzende des Diakonievereins und Laci Ciocan, Mitglied im Vorstand des Mediascher Forums.

Zur Eröffnung des 14. Großen Mediascher Treffens sagte der Vorsitzende unseres Vereins die Teilnehmer unter anderem folgendes:

„Es freut mich viele bekannte und ein paar nicht so bekannte Gesichter zu sehen, euch allen ein herzliches Willkommen. Unter den vielen Gästen haben wir auch diesmal Vertreter „von Amts wegen“ würde ich fast sagen dabeihaben. Das stimmt nicht, ich weiß, denn wir haben seit vielen Jahren eine gute Zusammenarbeit und die Teilnahme an unserem Treffen ist auch für sie eine Freude.

Ich begrüße und bedanke mich bei allen Helfern vor und hinter den Kulissen: Sigrun Kelp, die uns durch den weiteren Tag führen wird, Ortwin Rill und Ulf Barth, die sich dieses Jahr um die Organisation gekümmert haben, Rolf Kartmann, der für den geistliche Teil verantwortlich ist, Hansotto Drotloff, der immer wieder dafür sorgt, dass ich in der Spur bleibe, alle anderen, die ich nicht namentlich genannt habe, und ganz besonders Edith, meine lieben Frau. Seit vielen Jahren sorgt sie dafür, dass ich meinem Hobby ‚Mediasch und Siebenbürgern zu retten‘, nachgehen kann. Danke

Das eigentliche Motto unseres diesjährigen Treffens lautet: ‚Mediasch in Dinkelsbühl genießen – die besten Geschichten erlebt man gemeinsam!‘ Ich kann mit Fug und Recht behaupten, dass wir hier in Dinkelsbühl an diesem Wochenende ein zweites Mediasch gefunden haben. Ein kleines Städtchen mit der schönsten Altstadt Deutschlands, so wie wir unsere Heimatstadt in Erinnerung haben, der schönste Ort. Wenn man auf die Straße tritt trifft man viele Bekannte mit denen man Geschichten austauschen kann, wie früher in Mediasch. Die Altstadt ist auch von einer Ringmauer umgeben, wie auch unsere Heimatstadt.“

Alfred Gökeler verlas sodann das Grußwort von Bischof Reinhart Guib und des Landeskonsistoriums. Darin heißt es unter anderem:

„Es ist uns eine Ehre und Freude, Euch zum diesjährigen Treffen Eurer Heimatgemeinschaft auf diese Weise zu grüßen. Das ist nicht selbstverständlich in Zeiten, wo eher Abschottung, Radikalismus oder Nationalismus sich breit machen. Der Drang nach verständnisvoller und friedlicher Gemeinschaft der Gleichgesinnten mit denselben Wurzeln und gleichen Werten ist heute ein hohes Gut. Dazu lädt uns auch die Jahreslosung aus Ps.34,15 ein: ‚Suche Frieden und jage ihm nach‘

In der Heimatkirche haben wir 2019 zum ‚Jahr des Ehrenamtes‘ erhoben. Wir wissen, dass bis zur Ausreise und auch danach viele dagebliebene wie ausgereiste Schwestern und Brüder aus unserer Gemeinschaft sich für die Heimatkirche und Heimatgemeinde weiter eingesetzt haben und das bis heute tun. Nur gemeinsam und mit viel ehrenamtlichem Einsatz ist der Erhalt der Gemeinschaft, des geistlichen und diakonischen, des erzieherischen und kulturellen Schatzes – versinnbildlicht in unseren Kirchenburgen – zu gewährleisten. Dafür danken wir und wertschätzen alle, die dazu beigetragen haben. Wir hoffen und bauen auf Eure Mitarbeit auch in Zukunft. Es wird uns nur mit Gottes Hilfe und gemeinsam gelingen.

Wir freuen uns, dass es in diesem wie in den kommenden Jahren Grund zu bereichernden Begegnungen unter uns geben wird. Am meisten freuen wir uns aber über ein Wiedersehen beim Heimattreffen in Eurer Heimatgemeinde selbst, sowie über Euer nachhaltiges Kommen, Bleiben und Einbringen in Siebenbürgen. Ihr seid und bleibt in Siebenbürgen daheim und uns herzlich willkommen!“

Mit dem Dank für jede noch so kleine Hilfe verbanden die Gäste aus der alten Heimat den Aufruf an die Mediascher in der „Diaspora“, die in der Heimat Verbliebenen nicht zu vergessen und weiterhin durch materielle Spenden, aber vor allem durch tätigen Einsatz vor Ort zu helfen. Mit lebhaftem Beifall wurde das kurze und sehr prägnante Grußwort von Laci Ciocan bedacht, dem jüngsten Mitglied im Vorstand des Demokratischen Forums, erfolgreichen Jungunternehmer in der Touristikbranche und rühriger Partner der HG in zahlreichen Projekten. Er sagte unter anderem „Ich begrüße Sie herzlich aus der Heimat und vor allem aus der Heimatstadt Mediasch. Für mich ist es eine besondere Ehre, hier beim Mediascher Treffen in Dinkelsbühl zu sein. Vor zwei Jahren durften wir Sie in Siebenbürgen beim Sachsentreffen und auch beim Mediascher Treffen begrüßen und ich hoffe, dass Sie viele schöne Erinnerungen mitgenommen haben, denn die besten Geschichten erlebt man gemeinsam. Ich kann Ihnen versichern, dass die Entwicklung der heutigen Stadt ohne Ihr aktives Mitwirken lange nicht so fortgeschritten wäre, und dafür danken Ihnen nicht nur die Sachsen aus Mediasch. Unsere Heimatstadt befindet sich immer noch im Wandel und wird in Zukunft noch viele neue Möglichkeiten bieten, denn die Zukunft der Gemeinschaft sind wir. Ich möchte Sie herzlich nach Mediasch einladen und danke Ihnen jetzt schon, dass Sie sich für unsere Heimat aktiv einsetzen.“

Für die musikalische Untermalung sorgte diesmal das Fürther Chörchen, geleitet von Angelika Meltzer, das einige bekannte sächsische Lieder gefällig vortrug: „Ech steangt do iuwen affem Rech“, Text Josef Lehrer, Melodie Andreas Nikolaus, „Norr deng Uje loss mich sähn“ ebenfalls von Josef Lehrer, vertont hat es Hermann Kirchner.

  

Festredner war diesmal Günther Schuster, der nach Wolfgang Lehrer Vorsitzender des Vorstands der HG Mediasch war und der in einer eindrucksvollen Rückschau den Bogen spannte von den ersten Treffen der Mediascher in Kufstein über die Gründung der HG im Sommer 1999 bis zum heutigen Tag. Das Auditorium folgte seinen Ausführungen mit gespannter Aufmerksamkeit und dankte mit lebhaftem Beifall.

Zum Abschluss der Festveranstaltung erklangen noch einmal einige Weisen des Fürther Chörchens: „Eangderm Liurber såß ech īst“ von Otto Piringer und dem im Mediasch geborenen Carl Reich, „Kutt, ir Med, sätzt äm mich nedder“ von Andreas Schuller. Animiert von Angelika Meltzer sang die Festgemeinschaft zum Schluss noch den Kanon „E Liedchen hälft ängden“ und einige weitere Lieder und legte Zeugnis davon ab, dass auch die heutigen Mediascher ebenso sangesfreudig sind wie die Generationen davor.

   

Die Mitgliederversammlung

Auf der Mitgliederversammlung der HG, die dankenswerter Weise von Heinz Hermann, Vorsitzenden der HOG Heltau als Wahlleiter für die Vorstandswahl geleitet wurde, legte Vorsitzender Alfred Gökeler den Rechenschaftsbericht des Vorstands und in Vertretung für den Kassenwart August Feder, der an der Teilnahme verhindert war,  den Kassenbericht für 2016 – 2018 vor. Auf Grund des von Klaus Buresch vorgetragenen Berichts der beiden Kassenprüfer wurde der Vorstand ohne Gegenstimme durch die Teilnehmer entlastet. Bei der anschließenden Wahl wurde Alfred Gökeler einstimmig als Vorsitzenden der HG Mediasch im Amt bestätigt. Sodann wählte die Versammlung Ortwin Rill und Horst Buresch zu stellvertretenden Vorsitzenden, Roland Dürr als Kassenwart und Hansotto Drotloff als Schriftführer. Als Rechnungsprüfer wurden Klaus Buresch und Werner Hann gewählt. In den erweiterten Vorstand wurden gewählt Ritta Apfelbach-Kartmann, Edith Gökeler, Kurt Schön, Fritz Göckler, Dr. Johannes Hager und Helmuth Albrecht Roth. Dem Ältestenbeirat gehören an Wolfgang Lehrer, Rolf Kartmann, Wilfried Römer, Adolf Schlosser.

   

Kassenbericht-14tes-Mediascher-Treffen                 Protokoll-14tes-Mediascher-Treffen

Am Nachmittag konnten die durch Mittagessen, Kaffee und Kuchen gestärkten Gäste in dem Vortrag von Octavian Isăilă von den Bemühungen erfahren, dem Weinbau an der Kokel neue Impulse zu verleihen, indem er die bekannten Markennamen Caspari und Ambrosi zu neuem Leben erweckt, auch wenn die Weine, die er unter diesen beiden Marken vertreibt, im Augenblick noch nicht an der großen Kokel gefechst werden, sondern aus Seiden bzw. von den Weingütern des Prinzen Ştirbey in Drăgăşani stammen. Bei der anschließenden Weinprobe bot sich Gelegenheit zu angeregten Gesprächen und es gab die Möglichkeit, Weine zu erwerben.

In der Schranne ging am Abend dann die Party ab, besser gesagt – wie auch drei Jahre zuvor – gleich zwei Partys. Im großen Saal sorgte die Band „Rocky 5“ für beste Tanzstimmung, während Hansi Müller im kleinen Saal wie schon letztes Jahr dafür sorgte, dass auch die etwas älteren Herrschaften bis spät in die Nacht hinein flott das Tanzbein schwangen.

In dankbar-feierlicher Stimmung versammelten man sich am Sonntagmorgen zum Gottesdienst in der evangelischen St. Paulskirche. Ein Novum war, dass der Gottesdienst diesmal zusammen mit der evangelischen Gemeinde Dinkelsbühl gefeiert wurde.

 

Der örtlichen Tradition am Sonntag Cantate folgend, war es ein von viel Musik geprägter Gottesdienst, den der Posaunenchor und der Kirchenchor Dinkelsbühl mitgestalteten. Mit Pfarrerin Bettina Kenst als Predigerin sowie dem Dinkelsbühler Dekan Uland Spahlinger und Pfarrer Rolf Kartmann als Liturgen war es ein besonders bewegender Gottesdienst, der einen weiten Bogen der Gemeinschaft weit über ganz Europa spannte.

Danach ging das Treffen bei schönstem Wetter vor der Schranne weiter. Zu den zünftigen Klängen der Blaskapelle mit dem schönen Namen „Karpatenblech“, bei guten Mici und frisch gezapftem Bier gingen die munteren Gespräche bis weit in den Nachmittag weiter. Man verabschiedete in der Hoffnung auf ein gesundes und frohes Wiedersehen – vielleicht schon 2021 in Mediasch und dann 2022 wieder in Dinkelsbühl!