MIB-Dez. 2025-Willi Folberth – „der Beste Bogenbauer der Welt“

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Willi Folberth – „der Beste Bogenbauer der Welt“ – von Hansotto Drotloff

Es ist schon einige Jahre her, dass wir im Mediascher Infoblatt über die Brüder Wilhelm („Willi“) und Friedrich („Fred“) Folberth berichtet haben. Sie wanderten Anfang des 20. Jahrhunderts in die USA aus, ließen sich in Cleveland / Ohio nieder, wo Willi Folberth 1919 den ersten automatisch betriebenen mechanischen Scheibenwischer erfand. Weniger bekannt ist, dass Willi Folberth später in den USA für einen von ihm gebauten und patentierten Sportbogen über einen wesentlich längeren Zeitraum bekannt und geschätzt war. Die folgenden Informationen entnehmen wir einem reich bebilderten Beitrag aus dem Technik-Magazin „Mechanix Illustrated“ vom Februar 1941 und aus dem „Cleveland Plain Dealer Pictorial Magazine“ vom 3. Juni 1951.

Willi Folberth müsste nicht arbeiten, wenn er es nicht ausdrücklich wollte, schreibt Larry Hawkins, der Verfasser des Artikels aus dem Cleveland Plain Dealer. Im Jahre 1925 hatten sein Bruder Fred und er alle ihre Patente in Bezug auf den vakuumbetriebenen Autoscheibenwischer für über eine Million Dollar verkauft. Aber Bill, wie Willi in den USA gerufen wird, sagt, „er würde verrückt werden, wenn er nicht irgendetwas zu tun habe. Er verdiene auch nichts an sein en Sportbögen, obwohl diese für 42 – 50 $ verkauft werden und er von Abercrombie & Fitch in New York mehr Bestellungen erhält, als er liefern könne.“

Bald nach dem Verkauf der Scheibenwischer-Patente begann Willi sich für den Bogensport zu interessieren und trat in den Westwood Country Club, Abteilung Golf und Bogenschützen ein, um im Winter eine sportliche Betätigung zu haben. Sobald er die Anfangsgründe dieser Sportart beherrschte, begann er sich für die mechanischen Prozesse zu interessieren, die damit im Zusammenhang standen. Vor allem fragte er sich, warum die Bogenschützen sich seit tausenden von Jahren mit dem „Paradox der Bogenschützen“ herumplagen mussten. Darunter versteht man die Tatsache, dass der Pfeil eine gekrümmte und keine gerade Flugbahn hat. Nun begann er zu tüfteln und hatte bald einen Bogen gebaut, in dessen Mitte eine spezielle Führung für den Pfeil angebracht war, die diesem eine gerade Flugbahn aufzwang.



Obzwar er vorher noch nie vorher einen Bogen in der Hand gehabt hatte, wurde er mit seiner Erfindung schon im ersten Jahr der beste Schütze des Clubs und im darauffolgenden Jahr Sieger auf Stadtebene. Das lag nicht daran, dass er ein besonders guter Schütze gewesen sei, erzählt Bill dem Reporter, sondern daran, dass er einen besseren Bogen gehabt habe als die anderen Schützen.

„Ich hatte meinen eigenen Bogen gebaut, der eine zentrale Führung für den Pfeil hatte. Bald erkannten andere aus dem Club den Vorteil meines Bogens und wollten auch einen solchen haben. So ging es los.“

Willi Folberth mit seinem Bogen, 1941.

US-Patent für den Bogen von Willi Folberth, 8.Juli 1947.

Willi Folberth fertigte 25 Modelle des Bogens an, bis der die heutige Perfektion erreicht hatte. Er schloss aber auch nicht aus, dass es möglich sei, den heutigen Standard noch weiter zu verbessern. Bis zu jenem Tag im Jahre 1951 habe allerdings niemand einen besseren Sportbogen gebaut und bis dahin wurden sieben Weltrekorde bei Wettkämpfen der National Archery Association mit einem Folberth-Bogen aufgestellt.



Für die Folberth-Bögen werden Schichten von Amaranth (Violettholz), Hickory, brasilianischem Palisander und englischer Eibe laminiert. Dank der bei ihrer Herstellung verwendeten modernen Kunststoffkleber seien die Folberth-Bögen, so schreibt der Reporter im Plain Dealer, weitaus besser als die berühmten englischen Langbögen, die schon Robin Hood verwendet hat. Bis 1951 hatte Willi Folberth zwischen 2000 und 3000 Bögen auf Bestellung gefertigt und nach Südafrika, Australien, Neuseeland geliefert. Die Leidenschaft des Bogensports hat er übrigens auch einigen seiner Familienmitglieder weitergegeben.

Beitrag aus dem Technik-Magazin „Mechanix Illustrated“ vom Februar 1941

 

Bogenschützenturnier 1938 in San Francisco. Die Pfeile zeigen auf Familienmitglieder und Freunde. Von Links: Matilde „Babe“ Bitzenburger, William M. Folberth, Fred G. Folberth, William M. Folberth Jun., Marie C. Folberth, rechts unten: Fred Bear.