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Der Grafiker Ferdinand Mazanek und Mediasch – von Brigitte Binkits und Albert Klingenspohr
Der Grafiker Ferdinand Mazanek wurde am 14. Februar 1901 in Kronstadt geboren. Den größten Teil seines Lebens verbrachte er allerdings in Hermannstadt, wo er durch seine zahlreichen Radierungen sowie Holz- und Linolschnitte mit siebenbürgischen Stadtmotiven als Künstler bekannt wurde. Seine Grafiken stellen vor allem Szenen des alltäglichen Lebens und Motive des Bauernlebens und der Alltagskultur dar. Mazanek schuf drei Zyklen von Radierungen mit Bauwerken aus Hermannstadt und sowie Holz- und Linolschnitte von zahlreichen siebenbürgischen Wehrkirchen. Er erlangte auch außerhalb der Grenzen seiner Heimat einen gewissen Bekanntheitsgrad, vor allem in Deutschland und Österreich.
1929 heiratete Ferdinand Mazanek Grete, die Tochter des Seifenfabrikanten Meltzer. Deswegen zog er 1934 von Kronstadt, wo er als Buchhalter bei der Bierbrauerei Czell gearbeitet hatte, nach Hermannstadt, um dort die Buchhaltung bei der Seifenfabrik Meltzer zu übernehmen. Der Werbespruch der Firma „Wenn du greifst, dann greife stets nach Meltzers Seife“ wurde wahrscheinlich von ihm erfunden, da er nach einem Besuch eines Lehrgang des Werbegurus Kurt Friedländer 1926 auch auf diesem Gebiet tätig war. Erst nach der Verstaatlichung der Firma im Jahre 1948 wurde er als Maler und Grafiker selbstständig.

Bühnenmaler Nicolae Barcan, Hans Hermann und Ferdinand Mazanek (v.l.), um 1958. Nachlass N. Barcan/Bildarchiv Konrad Klein.

Seite aus einem volkstümlichen Lehrbuch über Buchhaltung, das Mazanek als Buchhalter namhafter siebenbürgischer Firmen nicht nur illustriert, sondern auch verfasst hatte (1930er Jahre). Familienbesitz Stuttgart/Bildarchiv Konrad Klein.
Ferdinand Mazanek erlernte die Technik des Holzschneidens im freien Studium in den Ateliers von Otto Brossek, Alexander Korn und Trude Schullerus. „Ihn fesselte stets die Auseinandersetzung mit dem harten Kontrast Schwarz-Weiss, dem er durch einen weichen, biegsamen Schnitt, trotz strenger Strukturierung und prägnantem Rhythmus eine gewisse malerische Lockerheit abzugewinnen verstand“, wie Rohtraut Wittstock-Reich so treffend in einem Beitrag im „Neuen Weg“-Kalender 1981 schreibt.
Eine enge Freundschaft verband Familie Mazanek mit Helene Platz, der Herausgeberin des Kinderbuches „Saksesch Wält ä Wīurt uch Beld“. Gemeinsam hatten sie viel Freude am Malen, Reimen und Musizieren. Ein weiteres intensives Hobby war das Erstellen von Kurzfilmen. Nicht unerwähnt bleiben sollte, dass er auch als Gebrauchsgraphiker und Illustrator arbeitete.
Seine Arbeiten (Radierungen, Holzschnitte und Linolschnitte) waren bei vielen Ausstellungen vertreten, so z. B. auf der Kunstbiennale Bukarest 1956, zu erwähnen sind vor allem die Einzelausstellungen in Riga (1971), Leipzig (1973) und in mehrere in Hermannstadt. Das Siebenbürgische Museum Gundelsheim ehrte ihn 2001 mit einer Werkschau anlässlich seines 100. Geburtstags. Ferdinand Mazanek war Mitglied der Union Bildender Künstler Rumäniens, deren Hermannstädter Filiale er 17 Jahre lang vorstand.

Glasfabrik Vitrometan in Mediasch, 1976, Holzschnitt. Vermutl. im Nachlass des Künstlers. Repro: Konrad Klein.
Zu Mediasch hatte er eine besondere Beziehung. Sein ältester Sohn Erwin (geboren 1930 in Kronstadt) übersiedelte mit den Eltern nach Hermannstadt, studierte Chemie und arbeitete später im Forschungsinstitut „Chimigaz“ in Mediasch. Dort lernte er seine zukünftige Frau Isolde Graeser – auch Chemikerin – kennen. Das junge Paar wohnte in der Neugasse und der Vater besuchte die Familie mit seinen zwei Enkelsöhnen oft und gerne. Ein beliebtes Motiv in seinen Arbeiten wurde dabei die Margarethenkirche mit ihren Türmen und Ringmauern. Ferdinand Mazanek ist am 4. November 1980 in Hermannstadt verstorben.
Wir selber besitzen zwei Linolschnitte von Ferdinand Mazanek und erfreuen uns jeden Tag an ihnen: den Steingässer Turm und ein Blick aus der Forkeschgasse auf die Margarethenkirche mit Trompeterturm.

Blick auf den Steingässer Turm und die untere Steingasse, Linolschnitt im Besitz der Verfasserin.
Blick aus der unteren Forkeschgasse auf die Margarethenkirche und den Trompeterturm, Linolschnitt im Besitz der Verfasserin.

- Der Holzschnitt ist ein Hochdruckverfahren, bei dem aus einen hölzernen Druckstock die nicht zu druckenden Teile mit scharfen Schneidemessern entfernt werden. Die verbleibenden erhabenen Teile werden eingefärbt und abgedruckt.
- Auch der Linolschnitt ist ein Hochdruckverfahren, der nach dem gleichen Prinzip funktioniert. Dabei verwendet man Linoleumplatten an Stelle der Holzplatte. Dieses Material lässt sich leichter in alle Richtungen schneiden und ist günstiger.
- Radierungen werden im Tiefdruckverfahren dargestellt. In eine Metallplatte werden mit einer härteren Radiernadel Vertiefungen von zartesten Linien bis tiefen Furchen erzeugt. Diese Vertiefungen nehmen die Farbe auf, die anschließend aufgepresst werden. Das Verfahren wurde vereinfacht, in dem man auf eine weiche Deckschicht die Motive einkratzt und die freien Stellen anschließend chemisch anäzt. Nach Entfernen der Deckschicht verfährt man analog.
