Ausstellung „Schätze auf Pergament und Papier“ auf Schloss Horneck

Abschluss der zweiten Phase des Forschungsprojektes „Schriftlichkeit vor 1600“

Nah und fern. Schriftlichkeit und gesellschaftliche Dynamik in Mediasch zwischen Mittelalter und der frühen Moderne

Wie bereits in früheren Ausgaben des Mediascher Infoblatts berichtet, haben die Kirchengemeinde Mediasch (KGM), die Heimatgemeinschaft Mediasch (HGM) und ein Team von Forschern aus Klausenburg unter der Leitung des bekannten Mediävisten Univ.-Doz. Dr. habil. Adinel Dincă von der Babeș-Bolyai Universität Klausenburg, unterstützt von Hon.-Prof. Dr. Konrad Gündisch das Projekt „Schriftlichkeit und Lesekultur in Mediasch im 14.–16. Jahrhundert. Sicherung, virtuelle Rekonstruktion und wissenschaftliche Analyse einer siebenbürgischen Pfarr- und Gymnasialbibliothek“ durchgeführt, das sich einer großzügigen Förderung durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) erfreut hat.

Wappenbrief: Stefan Báthory, König von Polen und Fürst von Siebenbürgen, stellt ein Privileg zugunsten von Michael Han aus Kleinschelken aus, dem Provinznotar der Sächsischen Universität, erhebt ihn in den Adelsstand und verleiht ihm ein Wappen – ein goldener aufgerichteter Löwe auf einem roten, dreieckigen Schild (©Kreisdirektion der Rumänischen Nationalarchive – Direcţia judeţeană a Arhivelor Naţionale Sibiu)

In einer ersten Projektphase, die in den Jahren 2022 und 2023 abgewickelt wurde, konnte eine unerwartet große Anzahl von Belegen – Wiegendrucke, Bücher, Urkunden und Kodizesfragmente – identifiziert, digitalisiert, katalogisiert und schließlich fachgerecht gelagert werden. Dabei stelle sich heraus, dass in der verfügbaren Zeit und mit den genehmigten Mitteln bei weitem nicht alle Dokumente erfasst werden konnten. Auf Grund des großen Erfolgs in der ersten Projektphase ist es uns gelungen, für das Jahr 2024 eine weitere Förderung zu erhalten, bei dem es vor allem darum ging, Dokumente zu identifizieren und zu dokumentieren, die heute sich in Archiven außerhalb von Mediasch befinden – im Staatsarchiv und in der Brukenthalbibliothek in Hermannstadt, in der Rumänischen Nationalbibliothek in Bukarest und sogar in den Vatikanischen Archiven in Rom. Dem Klausenburger Forscherteam ist es auch in dieser zweiten Phase gelungen, reichhaltiges, zum großen Teil unbekanntes Material zu dokumentieren, dessen Erforschung sicherlich noch eine längere Zeit benötigt.



Ein besonders prächtiges Exemplar in der Mediascher Gymnasialbibliothek ist diese von Abraham Calovius im Jahre 1681 in Wittenberg herausgegebene „Heilige Bibel nach S. Herrn D. Martini Lutheri Deutscher Dolmetschung und Erklärung“.(©Adinel Dincă)

Ein Besitzvermerk auf dem Vorsatzblatt der Mediascher Calovius-Bibel weist aus, dass diese im Besitz von Michael Conrad von Heydendorff d. Ä. war, die dieser im Jahre 1777 von seinem Vater Daniel Conrad von Heydendorff geerbt hatte.(©Adinel Dincă)


Der Tatsache, dass Papier und noch viel mehr Pergament in früheren Zeiten selten und daher sehr wertvoll war, verdanken wir es, dass sehr alte Zeugnisse von Schriftlichkeit bis in unsere Zeiten aufbewahrt wurden, wenn auch oft nur als Fragment: Ein Stadtrechnungsbuch aus Mediasch aus dem Jahre 1616 wurde in ein Blatt einer mittelalterlichen Notenhandschrift auf Pergament eingebunden.(©Adinel Dincă)

An dieser Stelle wollen wir über ein besonderes Ereignis berichten: Auf Einladung des Vereins Siebenbürgisches Kulturzentrum “Schloss Horneck” in Gundelsheim wurde die bereits im August 2024 in Mediasch gezeigte Ausstellung zu unserem Forschungsprojekt im Rahmen eines KulturWochenendes vom 28. bis zum 30. März 2025 gezeigt. Als Gäste reisten zu dem Wochenende an Univ.-Doz. Dr. habil. Adinel Dincă, Pfarrer Wolfgang Arvay und Presbyter Septimiu Sârbu von der Kirchengemeinde Mediasch und Hon.-Prof. Dr. Konrad Gündisch. Von der HG waren anwesend Alfred Gökeler, Hansotto Drotloff und Werner Schmitz, der auch für diese Ausstellung einen ansprechenden Katalog gestaltet hat (Katalog zur Ausstellung in Gundelsheim). Die Ausstellung erfreute sich eines regen Interesses seitens der Teilnehmer am KulturWochenende.


Der Vorstandsvorsitzende der HG Mediasch, Alfred Gökeler, vor den Ausstellungsexponaten auf Schloss Horneck.

von links: Pfarrer Wolfgang Arvay und Kurator Septimiu Sârbu von der Kirchengemeinde Mediasch, Gäste bei der Ausstellung auf Schloss Horneck.

Zur Eröffnung der Ausstellung hielt Dr. Adinel Dincă ein Referat, das die Ergebnisse des Forschungsprojektes in einen internationalen Kontext stellte und außerdem darlegte, was für interessante Rückschlüsse das Studium alter Zeugnisse der Schriftkultur auf die Entwicklung der Stadtgesellschaft erlaubt.(hd)

Eröffnungsvortrag-von-Univ.-Doz.-Dr.-habil.-Adinel-Dincă 

Univ. Doz. Dr. Adinel Dincă referiert im vollbesetzten Festsaal auf Schloss Horneck zur Bedeutung der Forschungsergebnisse des Mediascher Projektes.(©Heidi Negura)

Helge Krempels, Vorsitzender des Siebenbürgischen Kulturzentrums „Schloss Horneck“ e.V. (links) begrüßt die Mediascher Gäste: Pfarrer Wolfgang Arvay, Alfred Gökeler und Kurator Septimiu Sârbu.(©H.G. Zerwes)