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Kleinfeldhandball in Mediasch 1969-1990 – von Reinhold Kraus
Im Mediascher Infoblatt Juni 2024 habe ich über den Großfeldhandball in Mediasch berichtet sowie über die großartigen Erfolge von Mediascher Mannschaften auf Landes- und auf internationaler Ebene. Die Mediascher Mannschaften und Spieler hatten einen großen Anteil an der Entwicklung des Handballs in Rumänien. Ende der 1950er und Anfang der 1960er Jahre setzte sich nach und nach Kleinfeldhandball durch. Hier waren die örtlichen Mannschaften nicht mehr so erfolgreich wie beim Großfeldhandball, aber das Handballspielen blieb in der Region eine beliebte Sportart.
In diesem Bericht habe ich zusammengetragen, welche Mannschaften es gab, in welcher Liga sie spielten, wer die Trainer und Spieler waren. Bislang sind mir vom Handballspiel in dieser Zeitspanne keine schriftlichen Aufzeichnungen bekannt. Ich hoffe, dass ich mit diesem Bericht und den Bildern vielen Handballspielerinnen und -spielern eine Freude bereite und den Lesern das sportliche Geschehen unserer Heimatstadt näherbringe. Der Sport allgemein war – in den zum Teil schweren kommunistischen Zeiten – eine Bereicherung, auch dank der begeisterten Trainer und Spieler. Von einigen Handballern habe ich hier Näheres aus ihrem sportlichen Werdegang zusammengetragen, stellvertretend für die vielen Aktiven aus jener Zeit.
Handball wurde in Mediasch in diesem Zeitraum in den Grundschulen, den Lyzeen und Berufsschulen, in der Sportschule sowie in Betriebs- und Sportvereinen gespielt. Es gab über die Jahre folgende Mannschaften. Schülermannschaften: im Axente-Sever und Stefan-Ludwig-Roth-Lyzeum, Sportschule, dem Industrielyzeum und der Berufsschule „Petrol“ sowie der Berufsschule Vitrometan. Vereinsmannschaften der Herrn: „Automecanica“ (Betrieb Aufbauten für LKW), „Voinţa“ (Sportverein der Cooperativa Mediasch), „Textila“ (IRTI Textilunternehmen), „8 Mai“ (Lederfabrik), „Relee“ (Relais-Fabrik). Vereinsmannschaften der Frauen: „Sparta“ (Emailul Roşu), „8 Mai“ (Lederfabrik) „Ştiinţa“ Mediasch (Poliklinik und Krankenhaus) und „Vitrometan“ Mediasch (Glasfabrik). Die Mannschaften spielten in der Regel in Schülerwettbewerben und in der Kreisliga. Nur die Frauenmannschaft „Sparta“ spielte in der B-Liga und sogar ein Jahr in der A-Liga.
Trainiert und gespielt wurde vorwiegend auf dem Freiluftplatz im Puschkin-Park (Stadtmitte), auf den Schulsportplätzen und in der Sportschule. Im Winter fand das Training in der Sporthalle der Fliegerschule oder in Schulsporthallen statt. Eine Halle mit einer regulären Spielplatzgröße für Handball gab es in Mediasch nicht. Das war einer der Gründe, dass der Kleinfeldhandball nicht so erfolgreicher war.
Der Belag auf den Außensportplätzen bestand aus roter Schlacke oder Asphalt. Der Ball war wegen der Schlacke, die an ihm heftete, oft schwer zu fangen. Insbesondere als Kreisläufer musste man das Abrollen gut beherrschen, um sich nicht ernsthaft zu verletzten. Die Atmosphäre bei den brisanten Spielen war hervorragend, die kleinen Tribünen waren meist voll besetzt. Fans, die teilweise auf den Mauern der zum Spielplatz orientierten Häuser der Gräfengasse standen oder saßen, feuerten uns an. Vier besonders treue und lautstarke Fans waren Corvinul (Andreas Blesch), Oinz, Karci und Herr Soos, die oft auch die Rolle der Kommentatoren übernahmen und Schiedsrichterentscheidungen ungeschönt kommentierten.
Sportschule und Handballszenen im Puschkinpark
Schülermannschaften und Sportschule
Die Schulmannschaften in den Lyzeen und in den Berufsschulen wurden über die Jahre von den jeweiligen Sportlehrern zusammengestellt. Im Axente-Sever Lyzeum waren das Karl Dieterich, Martin Bloos, Paul Wolf und andere.
1971 trainierten in der Sportschule Werner Wayand und Erwin Miess die Mädchenmannschaften, die Jungenmannschaften betreute Radu Faloba. Zwischen 1979-1982 trainiere Holger Schwarz die Handball-Mädchenmannschaften. Nach 1982 übernahm diese Mihai Moldovan. Die Schulmannschaften und die Sportschule war eine Handballerschmiede für die Betriebs- und Vereinsmannschaften.
Die Damenmannschaft Jahrgang 1966- 67 der Sportschule Mediasch (1980), links Schiedsrichter Gerhard Stirner, rechts Holger Schwarz.
Sportschule Mediasch (1978), obere Reihe (v. l.): David Adelbert, Willi Gnad, Peter Litschel, Werner Wolf, Werner Schotsch, Alischer, Arnold Richter, Trainer Radu Faloba, untere Reihe: Florin Nistor, Tiberiu Mate, Herbert Richter, Zoltan Vas.
Sportschule Mediasch (1982), obere Reihe (v. l.): Faloba Radu (Trainer), Alfred (Freddy) Gökeler, Wind, Dan Gila, Dietmar Jäger, Dorin Bichis, Amaedeo Frăţilă, Marius Miga, untere Reihe: Sorin Scump, Măieruş Horia, Günther Hann, Arpi Mate, Harald Schobel, Rick Schultz, Johann Hammrich.
Betriebs- und Vereinsmannschaften
Die Sparta Mediasch-Frauenmannschaft gehörte dem Unternehmen „Emailul Roşu“ an und war die erfolgreichste Handballmannschaft von Mediasch, da sie als einzige in der A-Liga spielte. 1965 übernahm Otto Schmitz die Frauenmannschaft von Sparta, deren Trainer er bis 1973 blieb. 1967 stieg die Mannschaft in die B-Liga auf. 1973 wurde Holger Schwarz (Moza) ihr Trainer. 1974 gelang ihm der Aufstieg seiner Mannschaft in die A-Liga. Er verjüngte die Mannschaft, diese stieg aber dennoch nach einem Jahr wieder in die B-Liga ab. Danach übernahm Michael Hommen als Trainer, doch löste sich die Mannschaft nach einem Jahr leider auf.
Sparta Mediasch mit Trainer Otto Schmitz (1965).
Der Mannschaft Sparta Mediasch gelingt 1967 der Aufstieg in die B-Liga, obere Reihe (v. l.): Trainer Otto Schmitz, Elena Bogdan, Rozalia Bordi, Vilina, Maria Vasiu, n. b., untere Reihe: Angela Jiga, Böji Vajda, Lucreţia Macarie.
Die Mannschaft Sparta Mediasch 1968 nach erstem Jahr B-Liga (v. l.): Elena Bogdan, Angela Jiga, Hilda Bertleff, Maria Vasiu, Vilina, Lucreţia Macarie, Renate Schuster , Erika Plattner, Böji Vajda.
Der Sportverein Voinţa, der seine Geschäftsstelle und den Handballplatz im Puschkin-Park hatte, verfügte über eine Orientierungs-, Kegel-, Schach-, Tischtennis- und Handball-Abteilung. Geschäftsführer war Herr Chirilă. Von 1971-1972 gab es eine Frauenmannschaft, die Holger Schwarz trainierte. 1976 gründete Horst Wonner (Totschi) eine Herrnhandballmannschaft, die er bis 1980 trainierte. Sie spielte in der Kreisliga Hermannstadt. Spieler waren: Günter Morth, Roland Gassmann, Hermann Zickeli, Werner Lipot (Lupo), Otto Wachsmann, Horst Geiger, Lazăr Mircea, Gerhard Stirner, Heinrich Kirschner (Heini), Olaru Ilie, Moldovan Ovidiu (Ovi), Walter Schuller, Lörincz (Jimmy) Rica und Bogdan.
Totschi selbst spielte zwischen 1963-1975 bei Automecanica Mediasch. In seiner Militärzeit war er Teil der Militärmannschaften Constanţa und AS Buzău. Zwischen 1974-1976 machte er eine Trainerausbildung in Hermannstadt.
Aus Spaß am Handball und aus einer Bierlaune heraus gründete sich 1981 die Herren-Handballmannschaft Relee Mediasch. Trainer war Helmut Kramer. Spieler waren: Werner Immrich (im Tor), Klaus Schuster, Werner Grigori, Oskar Binder, Martin Kirschner (Luther), Fritz Mantsch, Rio, Gustav Maiterth, Horst Geiger, Mircea Negrea, Artur Endörfer, Werner Moosberger. Die Mannschaft spielte in der Kreisliga, sie trainierte und spielte im Puschkin-Park. Das alles geschah immer unter der Aufsicht von Corvinu (Andreas Blesch), der von der Mauer runter im Puschkin-Park kommentierte. Nicht zu vergessen unser treuester Fan Pummel (Horst Benning), der bei jedem Training und Spiel dabei war. Nach dem Training oder Spiel gab es in dem Restaurant „Grădina de vară“ (Traube) immer was zu besprechen. 1984 löste sich die Mannschaft wegen den Ausreisen von immer mehr Spielern nach Deutschland auf.
Der Verein Automecanica hatte über Jahre hinweg die erfolgreichste Herrnmannschaft in Mediasch und war ein Sprungbrett für einige Spieler in die höheren Ligen.
Automecanica (1962), obere Reihe (v. l.): Trainer Otto Schmitz, Dietmar Hann, Gerhard Ort, Hans Birthälmer, Oskar Schell, Klaus Roth, mittlere Reihe: Hans Blahm, Holger Schwarz, Adolf Roth, untere Reihe: Werner Schmidt, Simon Bartesch.
Automecanica (1963-64), obere Reihe (v. l.): Hans Blahm, Klaus Roth, Arnold Barth, Dietmar Hann, Trainer Otto Schmitz, mittlere Reihe (v. l.): Holger Schwarz, Hans Ziegler, Dietmar Stirner, Oskar Schell, untere Reihe (v. l.): Roland Hudak, Horst Waedt, Simon Bartesch.
1962 spielte die Mannschaft in der Kronstädter Regionalliga (Regiunea Braşov) gegen starke Gegner aus Kronstadt, Schäßburg, Fogarasch, Zeiden, Heldsdorf, Heltau, Agnetheln und Hermannstadt. 1963-1964 trainierte Otto Schmitz die Männer, die in der dritten Landesverbandsliga im Kreis Hermannstadt spielten. Die Gegner in der Kreisliga waren: Voinţa Mediasch, Sportschule Mediasch, Sportschule Hermannstadt, ASA Hermannstadt (eine Militärmannschaft), Agnetheln, Heltau, Elisabethstadt, Talmesch und die Mannschaft aus Kleinkopisch, als diese aus der zweiten Liga abgestiegen war. Am 8. Juli 1968 fand sogar ein internationales Spiel gegen den Itzehoer SV aus Deutschland statt. Als Mannschaftskapitän führte Volker Möckesch (Volki) das Team mit folgenden Spielern zu einem klaren Sieg: Bela Szász (Szászi), Günther Nietsch (Lotte), Helmut Gross (Helmi), Jochen Bell, Klaus Schibschid, Radu Faloba (Radu), Dietmar Hann (Ditzi), Horst Wonner (Totschi), Hans Blahm (Hansa), Richard Müller (Ricki) und Simon Bartsch (Simmi).
Die Mediascher in weißen Trikots, stehend v.l.: Hans Blahm, Richard Müller, Radu Faloba, Jochen Bell, daneben Bela Szasz (Torwart, dunkles Trikot), Volker Möckesch, Klaus Schibschid. Vorne knieend v.l. Horst Wonner, Dietmar Hann, Günther Nietsch (Torwart, dunkles Trikot), Helmut Gross.
1970 wurde Hans Litschel (Sama) Trainer. 1971 gelang es Automecanica zum ersten Mal Handballmeister im Kreis Hermannstadt zu werden. Zu den oben genannten Spieler gesellten sich: Jürgen Silex, Mircea Cazila, Hans Hollinger, Werner Schmidt (Wanni), Roland Hudak. Leider verloren sie die Relegationsspiele und konnten somit nicht in die B-Liga aufsteigen, ein Ziel, das die Mannschaft leider nie erreichte. Einen zweiten Anlauf zu Relegationsspielen gab es auch nach der Kreismeisterschaft im Jahre 1975/76, mit weitestgehend anderer Besetzung. Nur Helmi und Wanni waren aus der alten Garde noch dabei. In der Relegation spielten oft Profimannschaften und gegen diese hatten sie keine Chance. Offiziell gab es keine Profimannschaften in Rumänien, also Spieler, die nicht arbeiteten und nur Sport betrieben – inoffiziell aber sehr wohl! In der Regel arbeiteten die Spieler der A- und B-Ligen nicht. In den 70er und 80er Jahren belegte die Automecanica oft den zweiten Platz in der Kreisliga. Nicht selten trennte sie nur ein Tor vor dem Einzug in die Relegationsspiele. Diese Spiele waren an Dramatik nicht zu überbieten. Letztendlich bedeutete ein Sieg, von der Arbeit befreit zu werden und nur viel zu trainieren.
Der sportliche Leiter der Automecanica Mediasch war Adolf Schneider, der seine Aufgabe hervorragend erfüllte. Trainer der Mannschaft waren: Otto Schmitz, Hans Litschel (Sama) Radu Faloba, Helmut Gross (Helmi), Bela Szász, Richard Müller (Rick), Puiu Moldovan (Baba).
Automecanica Mediasch (1970), obere Reihe (v. l.): Horst Wonner, Hans Litschel, Bela Szász, Richard Müller, Volker Mökesch, Michael Kraus, Jochen Bell, untere Reihe: Helmut Groß, Werner Schmidt, Roland Hudak, Simon Bartsch, und Dietmar Hann.
Kreismeister Automecanica (1971), obere Reihe (v. l.): Hans Litschel, Hans Blahm, Volker Möckesch, Jürgen Silex, Jochen Bell, Mircea Cazila, Horst Wonner, Hans Holliger, untere Reihe: Günther Nitsche, Werner Schmidt, Robert Hudak, Helmut Groß und Dietmar Hann.
Automecanica Mediasch (1972), obere Reihe (v. l.): Trainer Hans Litschel, n. b., n. b., Hans Blahm, Volker Möckesch, Bela Szász, Horst Wonner, Dietmar Hann, untere Reihe: Helmut Gross, n. b., Werner Schmidt, Simon Bartsch, n. b.
Automecanica Mediasch (1981), obere Reihe (v. l.): Jürgen Silex, Bela Szász, Anton Bulucz, n. b., untere Reihe: Ersek Csaba, Werner Schmidt, Helmut Gross, Reinhold Kraus.
Spieler der Automecanica Mediasch waren: Horst Henter, Hans Dörr, Horst Waedt, Jürgen Silex (Tschuri), Jochen Bell, Mihai Dăian (Mischu), Volker Möckesch (Volki), Adolf Roth, Dietmar Hann (Ditz), Alfred Schmidt (Schiddi), Roland Hudak, Simon Bartsch (Simmi), Günther Nietsch (Lotte), Hans Blahm (Hansa), Hans Birthälmer (Feffe), Oskar Schell (Ossi), Klaus Litschel (Mandi), Dietmar Stirner, Horst Wonner (Totschi), Werner Schmidt (Wani), Helmut Gross (Helmi), Holger Schwarz, Mircea Cazila, Hans Hollinger, Klaus Roth, Simon Bartesch (Tschepi), die Brüder Klaus und Kurt Schibschid, Andrei Gaspar, Rene Soos, Werner Schmitz, Hans Ziegler, Georg Potradi, Gerhard Ort, Bela Szász, Heinrich Kirschner (Heini), Werner Gunesch (Gunni), Stefan Hartmann (Steff), Ersek Csaba (Csabi), Ovidiu Baba (Puiu), Anton Bulucz (Anti), Reinhold Kraus (Reini), Stefan Soos (Tsukri) Cristian Grummes (Cristi), Werner Schotsch, Michael und Dieter Benning, Marius Müller (Fuchsi), Werner Wolf (Keegan), Pologea, Edmund Mihaly, Michael Scholtner, Jochen Bell, Doru Stanciu, David Adelbert (Aripel), Zoltan Vas (Zoli), Florin Nistor, Willi Gnad.
Spieler der Automecanica Mediasch, die bei anderen Vereinen in der A- oder B-Liga spielten, sind: Volker Mökesch, Helmut Gross, Bela Szász, Klaus und Kurt Schibschid, Richard Müller, Werner Gunesch, Nelu Boca, Mischu Dăian, Marius Müller und Werner Schotsch.
Die Herrenmannschaft von Metalul Kleinkopisch
Die Herrenmannschaft „Metalul Copşa Mică“ gehörte zum Chemiewerk IMMN in Kleinkopisch, das über die finanziellen Mittel verfügte, sich eine Mannschaft zu leisten. Deren Spieler waren dort angestellt, mussten aber nicht arbeiten. Trainiert wurde in der Regel zweimal am Tag. Leiter der Handballabteilung war Ing. Volker Hammrich. Die Mannschaft spielte in der Kreis- und B-Liga und hatte Spieler aus Mediasch, Hermannstadt und Schäßburg. Dank der Freistellung von der Arbeit und intensivem Training, die der Kopischer Betrieb anbot, war dieser Verein sehr attraktiv für talentierte Handballspieler aus Mediasch. Kurt Schibschid, der auch dorthin wechselte, erinnert sich: „Um mehr zu verdienen, wurden wir in Abteilungen mit den meisten Schadstoffen angestellt, denn hier wurden Zuschläge bezahlt. Den Lohn mussten wir uns persönlich im Lohnbüro abholen. An den langen Warteschlangen der armen Arbeiter mussten wir uns aber nicht anstellen. Wir durften als Werks-Handballer einfach dran vorbei, direkt in das Büro gehen und erhielten unser Geld in einem Umschlag“. Diesem Bericht kann man den Stellenwert entnehmen, den der Handball bei der Werksleitung hatte.
Von1977 bis 1980 spielte die Mannschaft in der Kreisliga. Trainer waren: Gustav Schuller, Sorin Georgewitz (nicht sehr beliebt bei den Spielern), Hermann Schuster, Mihai Dăian (Nea Mişu), Radu Faloba, Bela Szász (1979-1981) und Gerhard Reuss. Mit dem Trainer Vasile Spătaru gelang letztendlich 1981 der Aufstieg in die B-Liga, in der die Mannschaft bis 1985 blieb. Dabei spielten sie gegen Satu Mare, Arad, Reşiţa, Temeswar, Oradea, Klausenburg, Baia Mare u.a.
Ende der siebziger Jahre erließ die rumänische Handball-Föderation Regeln, um den rumänischen Handball zu fördern. Unter anderem wurde festgelegt, dass der Altersdurchschnitt nicht höher als 24 Jahre sein durfte und dass in der Mannschaft mindestens zwei Spieler größer als 1,90m sein mussten. Infolgedessen wurden auch Spieler zur Mannschaft geholt, die zwar groß waren, aber nicht dem Spielniveau der B-Liga entsprachen. Diese wurden deshalb in einem Spiel nur ganz kurz eingewechselt. Leider waren fast alle Spiele in der B-Liga „gekauft“, da die Schiedsrichter bestochen wurden. Das geschah oft mit Ess- und Trinkbarem wie Fleisch oder Wein, an denen es in dieser Zeit mangelte. Das berichtete Günter Morth, der mehrere Jahre Spieler und Manager der Kopischer Mannschaft war.
Spieler der Kopischer Handballmannschaft waren: Klaus und Kurt Schibschid, Helmut Gross, Jürgen Silex, Klaus Roth, Mihai Dăian, Horst Henter, Kurt Henter, Oskar Shell (Ossi), Klaus Litschel, Bela Szász, Viorel Rapciucă (Mandel), Gerhard Reuss (Geri), Günter Morth (Lilo), Dietmar Stirner, Dietmar Jäger (Yeti), Horst Waeth, Klaus Litschel, Hans Gunesch, Marius Müller (Fuchsi), Fritz Schneider, Günter Hann, Wolfgang Untch (Lula), Fane Babanu, Ferry Vincze (Feri), Lajos Varga, Walter Sterner (Moşna), Werner Schotsch, Michael Reger, Gabriel Nemes (Gabi), Vasile Bacia, Liviu Bădeanu, Walter Both (Hara), Helmut Hermann (Himmler), Josef Barta (Józsi), Lajos Bako (Loi), Karl Schneider (Karli), Michael Reger (Misch), Adrian Micu, Marius Mureşan, Gabi Luca. Im Tor standen Florian Nistor, Werner Gross (Besa), Valentin Ivan (Vali), Dietmar Nemen, Lucian Butureanu.
1970 Automecanica Mediasch und Metalut Kleinkopisch.
1996 Metalut Kleinkopisch – Wiedersehen in Deutschland.
Geschichten außerhalb des Handballplatzes
Christian Grummes (Floca) erinnert sich gut an die „Taufe“ bei der Automecanica Mannschaft, die jeder neu Dazugekommene erhielt sowie an weitere Vorkommnisse. „Dem „Täufling“ wurden zweideutige Fragen gestellt, die er nie richtig beantworten konnte. Die „Strafe“ waren einige Schläge auf den Po. Trotz der leichten Schmerzen war es eine lustige Angelegenheit und ein erhabenes Gefühl, ab dem Moment der Mannschaft anzugehören“. Lustig waren auch die Fahrten mit Bus oder LKW-Kastenwagen, insbesondere wenn Georg Potradi mit an Bord war. Seine fröhliche und witzige Art brachte uns oft zum Lachen. Spaß und Unterhaltung waren streng getrennt von der Ernsthaftigkeit, mit der wir trainierten und die Punktspiele bestritten. Unsere Chauffeure Nică Băcilă und Alfred Schmidt (Schidi) waren auch Teil der Mannschaft. Bei Niederlagen litten sie mit uns, bei einem Sieg feierten sie mit.
Einmal hatte man vergessen, uns nach dem Spiel aus Agnetheln abzuholen. Trotz der 40 Kilometer bis Mediasch machten wir uns zu Fuß auf den Weg. Zum Glück wurden wir von einem IMS-Geländewagen aufgenommen, in dem wir zusammengepfercht – wie Fische in einer Konservendose – Mediasch heil erreichten. In Elisabethstadt spielten wir auf Asche. Nach Spielende gab es keine Umkleidekabinen und wir mussten uns den ganzen Dreck in zwei riesigen Holzkübeln (wahrscheinlich für Sauerkraut gedacht) runterwaschen. Immer zu viert oder fünft gleichzeitig im Kübel und im selben Wasser. Das fand draußen am Spielfeldrand statt, und Zuschauer waren auch dabei. Danach mussten wir uns im Kleinbus umziehen.
Die Spiele gegen die Mannschaft aus Kleinkopisch waren für mich und meine Handballkollegen immer etwas Besonderes, da wir als „Amateure“ (wir arbeiteten alle) gegen die „Profis“ (die nicht arbeiteten und täglich trainierten) spielten. In der Mannschaft spielte auch der „Zwei-Meter-Mann“ Viorel Rapciuga, der aus der Moldau stammte. In einem Punktespiel der Automecanica gegen Kleinkopisch, das in Kopisch ausgetragen wurde, kam es zu folgender Situation: Rapciucă, der im Rückraum links spielte, sprang vor mir auf zum Wurf. Ich streckte meine Arme zu seiner Brust hin und schubste ihn in der Luft. Er landete längs auf den Rücken und als er sich aufrappelte, lief er wütend auf mich zu. Um der Gefahr zu entgehen, lief ich weg, sprang über den ca. einen Meter hohen Zaun, der das Spielfeld umrundete, und suchte das Weite. Er und der Schiedsrichter liefen mir pfeifend hinterher. Da ich schnell auf den Beinen war, holten sie mich nicht ein. Nach einer Weile wurde die Hetzjagd beendet und das Spiel fortgesetzt. Nach dem Spiel gingen wir in Kopisch in eine Kneipe, tranken Bier und der Vorfall war vergessen.
Bei einem Entscheidungsspiel für den ersten Platz in der Kreisliga gegen Kleinkopisch wurde unser Spielführer mit einem Faustschlag in die Magengrube von einem Gegenspieler außer Gefecht gesetzt. Wir verloren somit das Spiel. In Elisabethstadt wurde einer unserer Spieler von einem Klumpen Erde getroffen. In Heltau und in Agnetheln schlugen die Zuschauer auf die blecherne Bandenwerbung ein und machten höllischen Lärm, um uns zu verunsichern. Manchmal mussten wir längere Zeit in der Kabine verharren, bevor die Zuschauer nach Spielende den Platz verließen.“
1975 Automacanica Mediasch, Ausflug ins Fogarascher Gebirge als Belohnung für die Kreismeisterschaft. Im Bild links: Puiu Baba, Eczi, Adolf Schneider, Christian Grummes, Helmut Gross, Anton Bulucz, Andrei Gaspar, n.b., im Bild rechts stehend: n.b. Helmut Gross, Puiu Baba, Volker Möckesch mit Sohn, Adolf Schneider, HansLitschel, vorne knieend Christian Grummes, n.b., Andrei Gaspar.
Epilog
Nach der Übersiedlung nach Deutschland spielten viele Sportler weiterhin Handball, einige sogar in der Bundesliga. Ein großer Teil der Spieler wurde Trainer bei Jugend- und Erwachsenen-Mannschaften und die meisten gaben die Handball-Begeisterung an ihre Kinder weiter. Die Teilnahme am Mannschaftssport erleichterte vielen auch die Integration in der neuen Heimat. Der Handball trug, sowohl in Mediasch als auch in Deutschland, zur sportlichen und sozialen Entwicklung der Gemeinschaft bei. Einige der Handballspieler pflegen bis heute ihre Freundschaft, treffen sich, um gemeinsam Spiele anzusehen oder organisieren Treffen. Somit hat der Handball vielen Mediascher in der alten und neuen Heimat viel Zufriedenheit und emotionsgeladene Momente beschert.
Eine Hommage an den Handball
Man sagt, Handball sei der geilste Sport der Welt. Und das zu Recht! Aber Handball ist noch viel mehr: Adrenalin und Spannung, Athletik und Kampfgeist, Hoch und Tief, Sieg und Niederlage, Schweiß und Schmerz, Blut und Brüche, Wunden und Narben, Verzicht und hartes Training, Teamgeist und Mannschaftsleistung, verplante Wochenenden und vernachlässigte Partnerschaften – und immer wieder Zähne zusammenbeißen. Einfach Emotion pur!
Handball ist eine immense sportliche Herausforderung. Das Spiel: schnell und körperbetont, dynamisch und komplex, aber auch feinfühlig und spannend zugleich. Sobald man das Spielfeld betritt, wird alles andere ausgeblendet. Der Fokus liegt dann nur noch auf dem Ball. Und man taucht ein in einen Tunnel aus Kollegen, Gegnern und Toren. Das alles würde nicht ohne verständnisvolle und tolerante Partnerinnen bzw. Partner funktionieren. Oder eine Familie, die das akzeptiert, unterstützt und pusht. Denn letztendlich ist Handball einfach mehr als nur ein Sport: Er ist eine Lebenseinstellung!
Einen herzlichen Dank an alle Handballspieler dieses Zeitraums, die in vielen Telefonaten, E-Mails und mit den zugeschickten Bildern dazu beigetragen haben, dass dieser Bericht über den Mediascher Handball entstehen konnte. Dadurch wurden viele angenehme Erinnerungen wach, Freundschaften gestärkt, Mediascher Sportgeschichte geschrieben, all das eine Bereicherung unserer Gefühlswelt.
Für eine besonders intensive Unterstützung einen herzlichen Dank an: Werner Schmitz, Volker Möckesch, Christian Grommes, Helmut Gross, Horst Wonner, Holger Schwarz, Günter Morth, Bela Gräser, Monika und Werner Schotsch.