MIB-Juli 2024-Großfeldhandball in Mediasch

                Auswahl von Berichten

Großfeldhandball in Mediasch – von Reinhold Kraus

Meine Absicht Sportdisziplinen, die in Mediasch praktiziert wurden, in Gänze zusammenfassend zu beschreiben, möchte ich mit Berichten über den Handball fortsetzen. Und zwar vom ersten Spiel 1921 bis 1990. Bislang berichtete ich im Infoblatt über Orientierungslauf und Klettern sowie über Bergsteigeraktivitäten. Zwischen 1972-1984 spielte ich Handball bei Automecanica Mediasch und habe somit einen Bezug zu diesem Sport. Obwohl ich nicht zu den Spitzenspielern gehörte, war meine Begeisterung für das Handballspiel riesig und diese Zeit gehört zu den schönsten Abschnitten meines Lebens. Es war nicht nur der Sport, der mir Freude bereitete, sondern auch die Freundschaft zwischen den Spielern, die unterhaltsamen Fahrten im Bus oder Lastwagen, das Bier danach.

In dieser Ausgabe des Infoblatts geht es um den Mediascher Handball in der Zeitspanne 1921-1960, (Großfeldhandball). Dabei konnte ich auf bereits publizierte Berichte und auf Erzählungen von Spielern aus dieser Zeit zurückgreifen. Im nächsten Mediascher Infoblatt, das im zweiten Halbjahr 2024 erscheint, folgt ein Bericht über das Mediascher Handballgeschehen zwischen 1960-1990 (Kleinfeldhandball), der auf den Erinnerungen der Handballspieler beruht und bislang noch nicht auf Papier gebracht wurde.

Mediascher Handballgeschichte 1921-1945

Die Siebenbürger Sachsen und die Banater Schwaben hatten einen wesentlichen Anteil bei der Entwicklung des rumänischen Handballs, einer Sportart voller Dynamik, Spannung und Teamgeist. Sie waren die Wegbereiter des Siegeszuges der rumänischen Nationalmannschaft, die nach dem Krieg sieben Weltmeistertitel, drei bei den Frauen (1956, 1960 und 1962) und vier bei den Männern (1961, 1964, 1970, 1974) gewannen. Darüber hinaus machten sie Handball zum Massensport. Die leidenschaftlichen Mediascher Spieler und Mannschaften trugen – insbesondre in den Anfängen vor und nach dem zweiten Weltkrieg – zu diesem Erfolg bei.

Der „Vater“ des Großfeldhandballs, auch Feldhandball genannt, war der Sportlehrer Prof. Karl Schelenz, welcher 1919 in Berlin mit seinem Kollegen Erich König die Regeln des Sportlehrers Max Heiser (1915) verbesserten. Zwei Jahre später, 1921 fand das erste Handballspiel in Rumänien zwischen den Mannschaften des Brukenthal-Gymnasiums und des Hermannstädter Evangelischen Mädchengymnasiums statt. Großfeldhandball wurde auf Fußballplätzen mit 11 Spielern um einen Halbkreis mit einem 13 m Radius gespielt. Das Tor (Fußballtor) war 7,32m breit und 2,44m hoch. Ein Spiel umfasste zwei Halbzeiten von je 30 Minuten mit einer 10-minütigen Pause.

1924 führt der Sportlehrer Franz Ulrich, der aus Deutschland nach Mediasch an die Stephan-Ludwig- Roth-Schule geholt worden war, den Handball hier ein. Sein Nachfolger wurde Georg Zielke, danach folgten Rudi Liehr und Hans Breckner, die den Schulhandball weiterhin förderten. Somit hatte die Schule über viele Jahre eine „Coetus“ Schüler-Handballmannschaft. Ab 1931 gab es eine Handballmannschaft in der Handelsschule und ab 1933 eine Männerhandballmannschaft beim Mediascher Turnverein (MTV). 

Handballer des Mediascher Turnvereins 1934: Willi Lapka (zweiter von links), Fritz Rehner, Josef Alesi (vierter und fünfter von links), Bruno Holzträger (dritter von rechts).

Handballer des Mediascher Turnvereins 1934: Willi Lapka (unten rechts). Bruno Holzträger (mittlere Reihe, Mitte).

Um Werbung für das Vorbereitungsspiel der deutschen Nationalmannschaft gegen die Mediascher Handballer am 17. Juli 1936 zu machen, wurde ein Handzettel gedruckten, der über die Nachbarschaften verteilt wurde.

1936 wurde Handball zum ersten Mal in Berlin olympisch. An dieser Olympiade nahm auch die rumänische Nationalmannschaft teil, in der fast nur Siebenbürger Sachsen spielten. Damit machten sie den ersten Schritt in eine erfolgreiche Zukunft des rumänischen Handballs. Im Juli 1936 war die Deutsche Handballnationalmannschaft zu einem Vorbereitungsspiel in Mediasch zu Gast. Sie spielten gegen die Rumänische Nationalmannschaft und gewannen das Spiel mit 20:1. Die Nachbarschaften verteilten Flugblätter, um die Mediascher zum Spiel einzuladen. Die rumänische Männernationalmannschaft erreichte bei der Olympiade in Berlin im August 1936 Platz 5. Trainer war Hans Schuschnig aus Hermannstadt. Zur Mannschaft gehörten 13 Spieler aus Hermannstadt, zwei aus Bukarest, einer aus Kronstadt und drei Mediascher: Dr. Hans Zikeli, Bruno Holzträger und Fritz Kasemiresch. Dr. Hans Zikeli (*10. Oktober 1910, †6. Februar 1999) war zu jener Zeit 25 Jahre alt. Er war der letzte Bürgermeister Mediaschs bis zum Umsturz, zwischen 1940-1944. Bruno Holzträger (*29. Juli 1916, †15. November 1978) war 20 Jahre alt und spielte als rechter Läufer. Fritz Kasemiresch (*17. Februar 1917, †22. Juni 1941) war 19 Jahre alt und zweiter Torwart der rumänischen Handball-Nationalelf. 

Rumäniens Handballer bei der Olympiade in Berlin 1936 (v.l.n.r.): obere Reihe: Johann (Oki) Sonntag (Verbandsfunktionär), Hans Georg Herzog, Fritz Halmen, Wilhelm Heidl, Günter Schorsten, Willi Kirschner, Mannschaftsarzt Dr. Pârvulescu. Mittlere Reihe: kniend Robert Speck, Alfred Höchsmann, Bruno Holzträger. Untere Reihe: Karl Haffer, Stefan Zoller, Fritz Haffer.

1943 wurde als Meisterschaftsersatz (es war Krieg) ein Endturnier ausgetragen, an dem die Städte Bukarest, Mediasch, Reschiţa und Ploieşti teilnahmen. Sieger wurde die Mannschaft des Mediascher Stephan-Ludwig-Roth-Gymnasiums. Um den Großfeldhandball in Altrumänien noch bekannter zu machen, gab es 1947 in Bukarest ein Demonstrationsspiel zwischen den Mädchenmannschaften Vitrometan (Trainer Georg Gunesch) und Karres, beide aus Mediasch. Bereits zwei Jahre später, 1949, fand in der Hauptstadt ein Großfeldhandballspiel zwischen einer siebenbürgischen Mannschaft und einer Auswahl aus der Muntenia statt, welches die Siebenbürger mit 7:2 gewannen.

 

Die Handballmannschaft des Mediascher Turnvereins in Lugoj 1937 (v.l.n.r.): Fritz Hann, Fritz Rehner, Hans Kraft, Gerhard Schmidt, Willi Lapka, Otto Hann, Bruno Holzträger, Schemi Klein, Josef Alesi, Szöcs Zunzi, Hans Zikeli.

Die Coetus Handballmannschaft 1942 (v.l.n.r.) obere Reihe: Franz Keul (Kulli), H. G. Wellmann, Georg Gunesch, Hans Ulbrich, Georg Weinhold. mittlere Reihe: Mantsch, Samuel Karres, Georg Windt. Untere Reihe: Willi Haydu, Szöcs Zunzi, Willi Lapka.

Großfeldhandball nach dem Zweiten Weltkrieg 1945-1960

Die Damenmannschaften

Nach dem Krieg 1945 setzte sich die Erfolgsgeschichte des Großfeldhandballs fort. In Mediasch formierten sich fünf Damenhandballmannschaften. Eine Mannschaft stellte die Glasfabrik Vitrometan (Trainer Gerhard Schunn), eine weitere die Lederfabrik Karres (später „8 Mai“) (Trainer Bruno Holzträger). Die Mannschaft der Textilfabrik IRTI hieß „Zefirul“, jene der Emaillefabrik Westen (später Emailul Roşu), „Sparta“. Voinţa Okorod“ war die Damenhandballmannschaft der ungarischen Partei Madosz (Trainer Fritz Schmidt). Es kam zu einem Wettlaufen zwischen den Mannschaften, doch vorerst hatte die Mannschaft Vitrometan das Sagen. Sie siegten nicht nur in Mediasch, sondern auch in Hermannstadt, Schäßburg, Agnetheln und Oderhellen (Odorheiul Secuiesc). Spielerinnen waren Erika und Hilde Blahm, Hilde Schnabel, Lydia Kletter Gerda Hommen, Anneliese Kneisel, Maria Pelger, Grete Fuss, Susi Rausch, Pusta Suhasz, Lenuţa Boieru u.a.

Bruno Holzträger, der vor dem Krieg als Spieler brilliert hatte, setzte seine Erfolgsgeschichte als Handballtrainer fort und trug im Wesentlichen dazu bei, dass Mediasch eine Hochburg des Großfeldhandballs wurde. Begonnen hat er mit Handballspielen 1931 als 15-jähriger in der Mannschaft der Handelsschule. Er trainierte viele Handballmannschaften in Mediasch, mit denen er große Erfolge feierte. Mit den Damenmannschaften holte er als Trainer vier Landesmeistertitel. 1949 führte er als Trainer die Damenauswahl Rumäniens in ihr erstes internationales Spiel gegen Ungarn, das in Temeswar ausgetragen wurde. Bruno blieb in der ersten Hälfte der 1950-er Jahre Trainer der Landesauswahl der Damen. Unter seiner Anleitung nahm die Mannschaft an über 50 internationalen Spielen teil. 1949 wurde er vom Rumänischen Handballverein als Schiedsrichter anerkannt. Die Prüfung zum Schiedsrichter gelang auch Fritz Schmidt, der Spiele im ganzen Land gepfiffen hat.

Die rumänische Damen-Nationalmannschaft beim Länderspiel gegen Ungarn1949, darunter die Mediascherinnen in der oberen Reihe Erika Blahm (vierte von links), Gerda Hommen (sechste von links), mittlere Reihe: Trude Gräser (zweite von links), Erna Schobel (dritte von links).

Länderspiel gegen die DDR 1950, darunter die Mediascherinnen in der obere Reihe (v.l.n.r) Erna Schobel (zweite Spielerin), Kati Bucur (dritte), Gerda Hommen (fünfte), Edith Lehrer (sechste), Lydia Kletter (elfte). Untere Reihe (v.l.n.r.) Trude Gräser (vierte), Erika Blahm (fünfte).

Die Damenmannschaften holten sechs Jahre nacheinander (1947-1951) den Landesmeistertitel nach Mediasch. 1946 siegte die Karres-Mannschaft mit Trainer Holzträger bei der ersten Damenlandesmeisterschaft, die in Rumänien ausgetragen wurde. Er gewann die Landesmeisterschaft auch im drauffolgenden Jahr 1947, 1948 gelang dieses der IRTI Mannschaft, 1949 brachte „Record“ (dies war der neue Name Karres-Mannschaft nach der Nationalisierung), auch mit Holzträger als Trainer, den Titel erneut nach Mediasch. Für „Record“ spielten im Laufe der Jahre Zita Bell, Edith Lehrer, Hilde Karres, Anneliese Szabo, Rhodi Connert, Erika Lukas, Trude Gräser, Helga Keul (verheiratete Buresch) u.a. Helga Buresch, die Rückraum Mitte spielte, erzählte mir bei einem Zusammentreffen 2023 in Waldkraiburg über diese Zeit: „Wir spielten in Tetrahosen (Unterhosen mit langen Beinlingen, Am. d. Red.), die wir selbst gefärbt hatten. Als Landemeisterinnen erhielten wir eine Urkunde und eine Medaille. Prämien gab es keine, auch nicht die im Voraus versprochenen 400 Lei. Wir erhielten die höchste Auszeichnung, die damals in Rumänien vergeben wurde: „Sportiv Categoria I“. Danke an Helga für diese Informationen. Eine außergewöhnliche Spielerin in der Karres-Mannschaft, mit einer hervorragenden Schusstechnik und körperlichen Fitness, war Trude Gräser (Szász). Sie ging Dank ihres scharfen Schusses oft als Schützenkönigin vom Platz. 1950 wurde in der Lederfabrik „8 Mai“ eine neue Mannschaft gegründet, die sich „Flamura Roşie“ nannte, welche unter Trainer Willi Lapka den Landesmeistertitel nach Mediasch holte und die „Cupa Pacii“ gewann. 1951 wurde der Titel mit „Flamura Rosie“ diesmal mit Trainer B. Hölzträger, zum letzten Mal an die Kokelstadt geholt. Eine stolze Leistung.

Eine Ausnahmespielerin war auch Erika Blahm (verheiratete Klein). Ihre Handballkarriere begann 1944/45 im Mädchengymnasium in Mediasch mit Professor Karl Dieterich. Ab 1945 gehörte sie zur Frauenmannschaft der Glasfabrik Vitrometan, wo sie zu den Leistungsträgerinnen zählte. 1948 wechselte sie zu der IRTI-Mannschaft, 1949 zu „Record“ und 1950 und 1951 spielte sie in der Mannschaft „Flamura Roşie“. Mit „IRTI“, „Record“, und „Flamura Roşie“ wurde sie viermal Landesmeister. Deshalb erhielt sie die Auszeichnung „Meister des Sportes“ (Maestra sportului). 1949 wurde sie zum ersten Mal in die Nationalmannschaft berufen, mit der sie ein internationales Spiel gegen Ungern bestritt. Aus Mediasch waren acht Spielerinnen, aus Schäßburg vier, aus Bukarest drei und aus Hermannstadt eine dabei; zehn Deutsche, drei rumänische und drei ungarische Spielerinnen. Im Juli 1953 nahm sie mit der Nationalmannschaft Rumäniens an einem internationalen Turnier in Bukarest teil. Als Mannschaftskapitänin führte sie ihr Team bei den Spielen mit der DDR, Polen und Rumänien 2 (Rumänien hatte zwei Mannschaften). Die DDR-Trainer waren voll des Lobes und erklärten sie „zur besten Handballspielerin der Welt“. Es folgten im August 1953 das Jugendfestival in Bukarest und im Oktober ein Freundschaftsspiel in Warschau. Als „Spielerin des Jahres“ erhielt sie im Herbst desselben Jahres einen Pokal und eine schöne Prämie. 1955 spielte sie in Hermannstadt unter dem Trainer Stefan Zoller. Nach der Geburt ihres ersten Kindes Gudrun folgte eine kurze Pause, danach spielte sie weiter in Hermannstadt und bei schweren Spielen unterstütze sie eine Frauenmannschaft in Mediasch. Nach der Geburt ihres zweiten Kindes Monika beendete sie ihre Handballkarriere, die sie „mit Leib und Seele“ wie sie schrieb, gelebt und geliebt hat.

Links: Auszeichnung der Karres Damenmannschaft „Record“ als Landesmeister von Rumänien (Campion RPR) 1949, erhalten von Helga Buresch. Mitte: Erika Blahm gezeichnet von einem polnischen Karikaturisten 1953. Rechts: Auszeichnung der Karres Damenmannschaft mit der „Cupa Păcii Femenin“ 1950, erhalten von Helga Buresch.

In der Frauennationalmannschaft Rumäniens spielten Erna Schobel (verheiratete Holzträger) Gerda Hommen, Erika Blahm (verheiratet Klein), Kathi Bucur, Erika Lapka und Trude Gräser.

An dieser Stelle sollen nun auch jene Handballspielerinnen genannt werden, die in diesem Bericht noch nicht erwähnt wurden: Nora Römer (verheiratete Keul), Josi Kneisel, Monika Lukas, Dora Theil, Anneliese Kelp (verheiratete Wopalka), Szanto Böszi, Grete Schobel (verheiratete Gutt), Grete Csallner (verheiratete Pauer), Milli Macovei, Lenuţa Chioa, Maria Pelger, Sara Klein, Anneliese Szabo, Hilde Karres, Edith Lapka, Grete Gallner, Edith Knall u.a. Bitte um Nachsicht, wenn nicht alle Spielerinnen genannt wurden.

Die Männermannschaften

Wilhelm Lapka (Willi) und Bruno Holzträger haben dem Mediascher Handball als Spieler und Trainer große Dienste erwiesen. Nach der Rückkehr aus dem Krieg stellte jeder von ihnen bei der Treibriemenfabrik „Karres“ eine Handballmannschaft auf. Lapka wurde Trainer der Herrenmannschaft, zu der neben Spielern der älteren Generation wie Otto Auner, Bruno Holzträger, Georg Gunesch, Franz Keul, Hans Schuster (Jön), Lui Connert auch jüngere Spieler wie Günter Gutt, Klaus Theil (Puss), Gerhard Schwab, Waldemar Zawadzki u. a. gehörte.

Wie es bei den Damen der Fall war, wurden auch Mediascher Herren-Handballmannschaften Landesmeister in Rumänien. 1942 und 1943 wurde die Mannschaft des Stephan-Ludwig-Roth-Gymnasiums Landesmeister. 1947 erspielte sich die Karres-Herrnmannschaft mit Trainer Willi Lapka den Meistertitel. 1948 verlor die Karres Mannschaft am grünen Tisch die Meisterschaft 0:3, weil sie zum Entscheidungsspiel wegen einer Verletzung von Otto Schmitz nicht antreten konnte. Meister wurde eine Mannschaft aus Schäßburg. 1949 erreicht die Mediascher Männermannschaft unter dem Namen „Zefirul“ (IRTI Textilfabrik) nach einem Sieg über Politehnica Temesvar das Pokalfinale, verlor aber gegen CCA Bukarest. Spieler bei „Zefirul“ waren: Willi Lapka, Bruno Holzträger, Franz Keul (Kuli), Klaus Theil, Georg Gunesch (Schnuck), Bubi Tischler, Waldemar Zawadski, E. Linzmeier (Puiu), Otto Schmitz.

9. November 1947, die Karres Herrenmannschaft in Ploiesti anlässlich des Meisterschaftspiels im Handball.

Die Mannschaft der Textilfabrik IRTI „Zefirul 1949: in der oberen Reihe Trainer Willi Lapka (sechster von links), daneben Holzträger und Otto Schmitz (10-ter von links).

Treffen der „alten Herren“ in Mediasch in den 1960ern (mitte rechts Bruno Holzträger mit Blumenstrauß, dahinter Otto Schmitz)

Der Handball-Verband in Bukarest vergab 1951 die ersten Trainerlizenzen. Die Lizenz der erste Kategorie erhielten: Otto Schmitz, Wilhelm Lapka, Bruno Holzträger, Feri Spier, Franz Monis, Wilhelm Kirschner und Kamenitzky.

Ein weiterer Mediascher, der sich um den Handball verdient gemacht hat, war Georg Gunesch, der damals als der beste Stürmer Rumäniens galt. Er wurde 1947 Spielertrainer bei der neu gegründeten Politehnica Temeswar, wo er zwei Jahre später 1949 auch eine Mädchenmannschaft ins Leben rief.

Geprägt hat das Handballgeschehen in Mediasch auch Otto Schmitz (1920-2015), der in Seiburg geboren wurde und nach sportlichen Stationen in Schäßburg und Hermannstadt nach Mediasch kam. Er war Lehrer, Handballtrainer, Dirigent der Blasmusik, Sänger und Dirigent im Mediascher „Oktett“. Im März 1947 kam der inzwischen 27jährige als Spieler zur Karres-Handballmannschaft, die in der A-Liga spielte, und wurde mit ihr auf Anhieb Landesmeister. 1950 wechselte er als Handball-Trainer zum neugegründeten Klub Dinamo Kronstadt, den er 1953 zum Landesmeister-Titel führte und der 1951, 1952, 1954 und 1955 Vizemeister wurde. Er holte den Mediascher Fritz Martini in diese Mannschaft. 1956 wechselte er zu Textila Heltau, um im darauffolgenden Jahr nach Mediasch zurückzukehren. Weitere seiner Handballstationen folgen im nächsten Bericht.

Die Mediascher Schulen waren auch nach dem Krieg „Handballer-Schmieden“. Aus dieser Zeit berichtet Volker Möckesch über den Feldhandball währen seiner Gymnasialzeit (1955-59): „Unsere Turn-/Sportstunden fanden am Kasernenberg in der Turnhalle oder am anliegenden Sportplatz statt. Geschlossen ging dann die 20 bis 25-köpfige Klasse in Reih´ und Glied von unseren Schulräumen im Kirchenkastell über den Großen Marktplatz und die Forkeschgasse zur Turnschule. Dort erwartete uns Prof. Karl Dietrich (den alle nur Karlutz nannten, Anm. d. R.) und leitete unsere Turnstunde. In der Halle turnten wir, spielten Basketball, draußen wurde Leichtathletik und Feldhandball geübt. Die jährlich stattfindenden Feldhandballspiele der Schüler gegen die Lehrer des Stefan-Ludwig-Roth-Lyzeums waren immer ein besonderes Ereignis. Im Sommer 1958 spielten bei den Lehrern: Karl Dietrich (Mannschaftsführer), Otto Breckner, Gerhard Hutter, Martin Bloos, Hermann Tontch, Josef Georg Neckel, E. Elekes (Puiu), Otto Schmitz, Gerhard Wonner und Alfred Fielk. Bei den Schülern spielten: Wilhelm Nösner (Mannschaftsführer), Petre Suciu, Walter Jakobi, Gerhard Pikulski, Fritz Göckler, Volker Möckesch, Zóltan Horvath, Martin Szegedi, Götz Barthmes, Wolfgang Lehrer. Als Schiedsrichter fungierte unser Deutschlehrer Prof. Schmitt. Üblich war, dass unser Mannschaftskapitän (Wilhelm Nösner) dem Lehrerkapitän (Prof. Karl Dietrich) einen Strauß Blumen überreichte. Das Ergebnis der Spiele: „mal siegten die Lehrer, mal die Schüler“

Sommer 1958, Schülermannschaft (links, ganz in weiß) und die Lehrermannschaft auf dem Handballpaltz in der Sportschule.

In der Herren-Nationalmannschaft Rumäniens spielten Georg Gunesch (Schnuck) und Rudolf Haberpursch. Weiter Leistungsträger in den Mediascher Handballmannschaften der Herren waren: Waldemar Zawadski, Walter Maithert, Otto Deppner, der während des Chemiestudiums bei Stiinţa Klausenburg (Cluj) spielte, Arnold Barth (Pix) studierte am Polytechnikum in Temeswar und spielte dort bei „Poli“ als Stammspieler, sowie Klaus Roth (Tschala), ein Talent der 60-er Jahre. Auf dem Platz standen des Weiteren Fred Gutt, Lothar Connreth, Klaus Theil, Otto Auner (im Tor), Istvan Imre (im Tor), Bubi Tischler, Günther Gutt, Walter Meiterth, Martin Binder, Rick Richter, Roland Auner, Klaus Folberth, Franz Keul (Kuli), Günther Wolff, Linzmeier, Günther Karres, Klaus Theil, Geri Schwarz, Fritz Martin, Keulik, Bokor u.a.

Auf Grund ihrer guten Leistungen wurden viele Spieler wurden von den Studenten-, Militär- und Polizeimannschaften abgeworben und somit wurde der Mediascher Handballsport geschwächt. Nach der Umstellung vom Groß- aufs Kleinfeld wurde der Mediascher Handball zweitklassig, blieb aber weiterhin eine beliebte Massensportart. Beim Schreiben dieser Zeilen, welche die großartigen Leistungen der Mediascher Handballer trotz der schweren Zeiten (Krieg und Nachkriegszeit) würdigen, bin ich voller Bewunderung und auch Stolz, ein Kind dieser Stadt zu sein. Ich hoffe es geht Ihnen auch so! Wie sich die Handballtradition danach erhalten hat, berichte ich in der kommenden Ausgabe des Infoblatts. Einen herzlichen Dank an alle, die mich mit Informationen für diesen Bericht unterstützt haben.

Quellen: Mediascher Infoblatt: Großfeldhandball ab 1945 (Mai 2004), Frauenmannschaften in Mediasch (Dezember 2014: Ein Leben nicht nur für das Handballspiel. Dezember 2015: Handball-Trainer und Dirigent des Oktetts, Dezember 2016: Mediascher bei der Olympiade in Berlin und Bruno Holzträger zu den 100. Geburtstag; Großfeldhandball nach 1944 in Mediasch und mit Bruno Holzträger 45 Jahre Handball in Mediasch, Wort und Bild Verlag 1992; Mediascher Zeitung vom 18. Juli 1936; Berichte in der Siebenbürgischen Zeitung: Geschichten rund um den Handball in Siebenbürgen; Helga Buresch: Interview; Werner Schmitz, Klaus Buresch, Volker Mökesch: Informationen; Brigitte Helwig (geb. Holzträger), Petra Buresch, Gudrun Klein: Archiv Fotos; Hansotto Drotloff – Bilder und Informationen aus dem Archiv der HG Mediasch; Wikipedia.