Gedenkveranstaltung Ernst Irtel und Jubiläumskonzert der „Līdertrun“ im Haus der Heimat
Von Inge Alzner
Die Gedenkveranstaltung zu Ehren des begnadeten Musikpädagogen und Komponisten Ernst Irtel und das Jubiläumskonzert des Ensembles De Līdertrun lockte am 10. November 2024 um 15 Uhr mehr als 130 begeisterte Besucher ins Haus der Heimat Nürnberg.
Angelika Meltzer, Vorsitzende des Nürnberger Kulturbeirats zugewanderter Deutscher, begrüßte die Gäste, darunter viele ehemalige Irtel-Schüler aus Schäßburg, Hermannstadt und Mediasch, sowie die Mitglieder des Ensembles De Līdertrun aufs Herzlichste. Die Musikgruppe eröffnete die Gedenkfeier mit dem Volkslied Ich gohn af de Bräck. Mit diesem alten Lied, das Irtel auch für Chöre bearbeitet hat, verbindet sie ein unvergessliches, emotionales Erlebnis mit dem Musikpädagogen auf Schloss Horneck.
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An diesem Nachmittag wollten wir innehalten, um die Erinnerung an Ernst Irtel zu feiern, seine Visionen zu reflektieren und die Werte, die er verkörperte, weiterzugeben. Die Moderatorin des Tages, Margit Csiky, führte gekonnt durch das Programm und munterte die Besucher auf, in die Welt der Lieder einzutauchen, die Irtel so geliebt hat.
Christian Duca, der Neffe des Komponisten, präsentierte uns anhand eines Bildvortrags das Leben von Ernst Irtel, der 1917 in Mühlbach geboren wurde und im Jahre 2003 in Gundelsheim auf Schloss Horneck verstarb. Ernst Irtel hat mit seiner Leidenschaft für die Musik und seiner Verbundenheit zu den Tonkünstlern Der Līdertrun viele Herzen berührt und Generationen inspiriert. Besonders die Förderung junger Musiker lag ihm am Herzen. Seine Werke und sein Engagement haben nicht nur die kulturelle Landschaft bereichert, sondern auch eine Gemeinschaft geschaffen, die durch die Kraft der Musik verbunden ist und bleibt.
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Seinen Bildvortrag untermalte Christian Duca mit der Siebenbürgischen Elegie, einer Aufnahme aus 1986 des Madrigalchors Cantores Cibiniensis unter der Leitung von Kurt Scheiner. Der Text der Elegie von Adolf Meschendörfer weckte die Verbindung zur Heimat, die Schönheit der Landschaft und die kulturellen Wurzeln der Siebenbürger Sachsen.
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Mit dem Buch Der junge siebenbürgische Musiker Carl Filtsch sorgte Irtel dafür, dass das „siebenbürgische Wunderkind“ aus Mühlbach nicht in Vergessenheit gerät. Aus diesem Zusammenhang spielte Rolf Binder jun. zwei Filtsch-Kompositionen Romanze ohne Worte in e-Moll und Barcarole in Ges-Dur. Sie zeigten die außergewöhnlichen musikalischen Fähigkeiten des jungen Chopin-Schülers Filtsch (1830–1845), der leider bereits im Alter von 15 Jahren verstarb.
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Ein weiteres Highlight war der Auftritt des ehemaligen Solo-Cellisten der Staatsphilharmonie Hermannstadt Georg Ongert. An dieser Gedenkveranstaltung erfreute er uns mit drei Miniaturen für Violoncello von Ernst Irtel: Es ist ein Flüstern in der Nacht, Vöglein Schwermut und Albumblatt für Doris. Begleitet wurde er am Klavier von der Pianistin Angela Seiwerth, die ebenfalls aus Mühlbach stammt und das Glück hatte, mit Irtel zusammenzuarbeiten.
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Die Koloratursopranistin Marlene Mild, die Irtel seit ihrer Kindheit kannte, beeindruckte das Publikum mit ihrer bemerkenswerten Sicherheit und Ausdruckskraft, als sie die gesamte Liederreihe ohne Partitur vortrug. Mit jedem Ton, den sie direkt an die Zuhörer richtete, entfaltete sie nicht nur ihre technische Brillanz, sondern auch eine emotionale Tiefe, die die Anwesenden in ihren Bann zog. Ihr selbstbewusstes Auftreten und die Fähigkeit, die Zuhörer mit ihrer Stimme zu fesseln, machte diesen Auftritt zu einem unvergesslichen Erlebnis.
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Auch Marlene Mild wurde gekonnt von Angela Seiwerth am Klavier begleitet. Zusammen sangen und spielten sie 6 Kunstlieder, die von Ernst Irtel vertont wurden. Sie interpretierten die Lieder O süßer Mai, Lied des Harfenmädchens, Und werden Tage, Schließe mir die Augen beide, Der alte Brunnen und Wenn die warmen Nächte kommen und brachten die Schönheit von Irtels Kompositionen zum Ausdruck.
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Den musikalischen Abschluss dieser hochkarätigen Irtel-Gedenkfeier lieferte wieder De Līdertrun mit dem alten siebenbürgischen Volkslied Et säß e klie wäld Vijjeltchen, mit einem Finale von Ernst Irtel.
Diese Gedenkveranstaltung war nicht nur eine Hommage an den Komponisten und Musikpädagogen Ernst Irtel, sondern auch eine Gelegenheit für das Publikum, in die Welt der Musik und Poesie einzutauchen.
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Nach der ca. 30-minütigen Pause, in der die Besucher die Möglichkeit hatten, sich mit Getränken, Kaffee und Cremeschnitten der Bäckerei Ludwig zu stärken und sich auszutauschen, folgte im zweiten Teil das Jubiläumskonzert zum 50-jährigen Bestehen der Musikgruppe De Līdertrun.
In ihrer Begrüßung sagte Angelika Meltzer: „Die Besucher haben nun das große Vergnügen, den Zauberklängen der Musikgruppe zu lauschen, die aus ihrer Liedertruhe alte Volkslieder mit Hilfe vielfältiger Instrumente zum Leben erwecken.“ Die Gruppe feierte an diesem Tag ihr 50-jähriges Bühnenjubiläum. Im November 1974 – also genau vor 50 Jahren – hatten zwei von ihnen – Karl Heinz Piringer (Fisi) und Hans Seiwerth – ihren ersten Bühnenauftritt in Hermannstadt/Siebenbürgen.
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Karl Heinz Piringer, Hans Seiwerth und Michael Gewölb, sowie die zeitweise mitwirkende Angela Seiwerth lieferten uns einen Nachmittag voller Herzenswärme. Beachtet man die Mimik, die Gesten, die Worte, das Singen, die volle Präsenz dieser Siebenbürger Sachsen, kommt man nicht umhin, ihnen nicht nur Respekt zu zollen, sondern auch Begeisterung auf den Heimweg mitzunehmen. Ihre Darbietung startete die Gruppe mit flotten Klängen, gefolgt von traurigen und zugleich schönen Liedern über unerfüllte Liebe, Musikstücke in siebenbürgisch-sächsischer Mundart sowie jiddisches Liedgut, Csárdás und Hora. Mit ihrer Instrumentenvielfalt und den wunderbaren Tönen aus dem Schmelztiegel Siebenbürgen erfreuten sie das Publikum mit Hochzeitsliedern, Alpenländischen Landlertönen, modernem sächsischem Minnesang oder zur Jahreszeit passenden Herbstliedern. Ein absoluter Genuss für jedermann.
Mit dem nicht enden wollenden Applaus brachte das Publikum die Wertschätzung für die Darbietungen und die Botschaft, die die Künstler vermitteln wollten, zum Ausdruck. Es war ein wunderschöner Moment, in dem die Energie zwischen Künstlern und Publikum spürbar wurde.
Nach dem Konzert bedankte sich Angelika Meltzer, die derzeitige Vorsitzende des Nürnberger Kulturbeirats zugewanderter Deutscher, mit den Worten: „Wie gut, dass sich die außergewöhnlichen Musiker der Gruppe De Līdertrun vor 22 Jahren musikalisch wieder gemeinsam auf den Weg gemacht haben, obwohl sie in Deutschland hunderte von Kilometern voneinander entfernt leben. Unser Kulturgut wäre ohne sie um einiges ärmer gewesen.“ Professor Heinz Acker sagte einmal: „Wenn es die Līdertrun nicht schon gegeben hätte, müsste man sie erfinden.“
Als Dankeschön und zur Erinnerung an ihren Auftritt zum goldenen Jubiläum überreichte Angelika Meltzer auch etwas Passendes aus Gold. Die Künstler erhielten je eine personifizierte „Goldene Schalplatte“ mit den Worten: „Mögen diese gerahmten, symbolischen Bilder eure Leidenschaft für unser altes Liedgut weiterhin anregen und inspirieren.“ Die „Goldene Stimmgabel“ wurde Angela Seiwerth überreicht, die seit 2022 dabei ist und immer wieder auch auf der Bühne mitwirkt.
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Die Rückseite der „Goldenen Schalplatte“ trägt folgenden Text:
Die kreativen Musiker der Gruppe „De Līdertrun“ haben es verstanden, die zeitlose Schönheit alter Volkslieder durch Gesang in siebenbürgisch-sächsischer Mundart mit Hilfe vielfältiger Instrumente mit einer Klangfarbe von Mittelalter in einem ihnen unverkennbar eigenen Stil zu präsentieren. Mit jedem Auftritt bleiben sie der Tradition treu und bringen gleichzeitig frischen Wind in die Volkslieder. Ihre Darbietungen sind nicht nur ein Echo vergangener Zeiten, sondern auch eine lebendige Ehrerbietung an die kulturelle und ethnische Vielfalt, die in diesen Liedern verborgen sind. Möge „De Līdertrun“ noch viele Jahre ihr Publikum fesseln und in die magische Welt alter Lieder entführen. Nürnberg, den 10.11.2024
Angelika Meltzer sprach ihren Dank der Geschäftsleiterin des Hauses der Heimat (HdH) Natalie Keller und ihrer Assistentin Annette Folkendt, dem Hausmeister des HdH Eugen Vetter, sowie dem gesamten Helferteam aus und dankte auch den zahlreichen Besuchern für ihr Kommen.
CD-Bestellungen oder Einladungen gerne über lidertrun@email.de oder Tel: Hans Seiwerth 07435-1762.
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Sie gestalteten den Kulturnachmittag im Haus der Heimat in Nürnberg, von links nach rechts: Angelika Meltzer, Hans Seiwerth, Angela Seiwerth, Georg Ongert, Marlene Mild, Michael Gewölbe, Christian Duca, Karl Heinz Piringer, Margrit Csiky, Rolf Binder.
Fotos: Annette Folkendt, Angelika Meltzer
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Weitere Infos zu Liedern in siebenbürgisch-sächsischer Mundart und zu Angelika Meltzer:
www.siebenbuerger.de/medien/mundart-projekte/hegt-wird-gesangen/
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