Weihnachten in der Margarethenkirche in Mediasch
von Hansotto Drotloff
Wem von uns drängt sich wohl nicht, wenn er an seine Kindheit denkt, ein Bild wie dieses aus dem Gedächtnis hoch? Weihnachten, das war doch wohl immer weiße Weihnacht, und natürlich mit Neuschnee, der in großen Flocken eine dicke Decke über die graue Stadt legte, gefolgt von frostigen Morgen mit blauem Himmel und dem knirschenden Schnee unter den Füßen.
Solche Bilder in der Kirche gehören doch zu unseren Erinnerungen an Weihnachten. Und auch dies gehört zu Weihnachten: Der Lichterbaum daheim und die Geschenke, reich bemessen selbst in den Jahren schwerster Not.
Der Weihnachtsbaum im Chor der Margarethenkirche – und ein seltenes Bild von der Christbescherung der Kinder in den 1960er oder 1970er Jahren
Caroline („Lotti“) Drodtloff , zu Weihnachten umgeben von einem Teil ihrer Kinder und Enkel (in den 1930er Jahren)
Kehren wie noch einmal zurück zu der Weihnachtsfeier in der Kirche, bei der alle Kinder mit einer Tüte voller Leckereine beschenkt wurden: Ein riesengroßes Lebkuchenherz, ein Apfel, ein paar Nüsse und … Fondantbonbons, in weißes Papier mit Fransen und einer dünnen Stanniolfolie gewickelt. Wer kann das vergessen haben?
Wie es bei den Vorbereitungen für dies Weihnachtsfest der Kinder zuging, das hat Herbert Drotloff im Jahre 1982 in einem langen Gedicht in unserer vertrauten Mundart aufgeschrieben (siehe im Anhang zu diesem Beitrag)
Seither ist viel Zeit vergangen, und die einst stolze Gemeinschaft von gut 10.000 Sachsen ist in alle Winde zerstreut. Weniger als 800 Seelen zählt die evangelische Gemeinde Mediasch heute, aber wir wissen, dass sie, geschart um die Pfarrerinnen und Pfarrer mit ihren Familien, ein lebendiges und reiches Gemeindeleben pflegen. Wie steht es da um di weihnachtlichen Traditionen?
Fangen wir mal mit dem Backen an: Da hat sich nicht viel geändert! Weggefallen ist das Sammeln von Haus zu Haus, die Zeiten arger Not liegen weit zurück, wo man sich sorgen musste, ob genug Zutaten für das Kuchenbacken zusammenkam. Man kauft im Supermarkt ein. Und auch die Verzierungen sind schöner und reicher als in meiner Kindheit, als das große Lebkuchenherz mit einem halben Nusskern geschmückt war.
Hier mögen nun die Bilder für sich selber sprechen!
Aber nicht nur die Erwachsenen backen in der evangelischen Gemeinde – seit 3 Jahren ist auch die Jungschar eifrig dabei. Mit den selbstgebackenen Lebkuchen besuchen sie alte Menschen aus der Gemeinde, mit denen die Jüngsten Weihnachtslieder singen und sie mit den Kuchen beschenken.
In der Kirche beginnt derweil das Schmücken, mit dem Adventskranz und – das gab es in unserer Kindheit noch nicht – einem Herrnhuter Stern!
Ehe aber der Tannenbaum aufgestellt wird, gibt es heutzutage in der Margarethenkirche noch manche schönen und neue Traditionen, die auf Weihnachten vorbereiten. Da ist als erstes das Weihnachtsmusical der Kinder zu nennen, das nun schon seit 20 Jahren regelmäßig aufgeführt wird. Unter der Leitung der Organistin, Chorleiterin und Musiklehrerin haben Schülerinnen und Schüler der Hermann-Oberth-Schule am 14. Dezember 2019 das Stück „Die sonderbare Nacht“ von Hella Heizmann aufgeführt.
Schließlich folgt das Ökumenische Weihnachtskonzert, das in diesem Jahr bereits zum 20. Mal stattfand (18. Dezember) an dem sich zahlreiche Chöre der verschiedenen Religionsgemeinschaften aus Mediasch beteiligen.
Am 23. Dezember um 17 Uhr ist es dann schließlich soweit: In einem Gottesdienst für Kinder und Jugendliche wird ein Krippenspiel aufgeführt und dann ist die große Bescherung um den festlich geschmückten Weihnachtsbaum.