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Handballspieler Portraits Kleinfeldhandball in Mediasch 1969-1990 – von Reinhold Kraus
Dieser Bericht ist die Ergänzung des Berichtes „Kleinfeldhandball in Mediasch 1960-1990“ in dem die Handball- und Trainer Karrieren einiger Sportler aufgezeigt sind. Daraus ist ersichtlich in welchen Orten und Ligen sie gespielt oder Trainer waren, sowie die sportlichen Stationen nach der Übersiedlung nach Deutschland. Fast alle Porträtierten haben in Rumänien ihre Handballkarriere in Mediasch beendet und zum Ausdruck gebracht, das ihnen die Atmosphäre in Mediasch am besten taugte. Selbstverständlich ist dieser Bericht auch eine Würdigung ihrer Leistung. Klaus Schibschid schaffte es sogar zum Europapokalsieger mit Nettelstett, Holger Schwarz Trainer einer A-Liga Mannshaft.
Von den ehemaligen Frauenmannschaften hat sich – trotz intensiver Recherche – bis zum Redaktionsschluss leider keine Handballerin für ein Porträt gemeldet.

Otto Schmitz
Die Trainerstationen von Otto Schmitz im Großfeldhandball wurden im Bericht erläutert, der im Sommer 2024 erschienen ist. Er setzte seine im Großfeldhandball begonnene Trainertätigkeit im Kleinfeldhandball mit großem Erfolg fort. Ende 1960 übernahm er eine Kleinfeld-Jungenmannschaft, in der hauptsächlich Schüler der Gaz-Metan-Berufsschule spielten. Schmitz hoffte, mit den 17 und 18jährigen Erfolge zu erzielen. In den Hallenturnieren im Winter 1961/62 hinterließ die junge Mannschaft – verglichen mit Senioren- und Liga-Mannschaften wie Dinamo Kronstadt, Fogarasch oder Heldsdorf – den allerbesten Eindruck. 1963-1964 trainierte Schmitz die Männermannschaft der Automecanica Mediasch, die erst in der Region Kronstadt spielte und später im Kreis Hermannstadt. Im Mai 1965 übernahm Schmitz wieder die Frauenmannschaft von Sparta Mediasch, deren Trainer er bis 1973 blieb. 1967 stieg diese dann in die B-Liga auf. Ab 1968 war er auch Trainer bei der Jungen-Schülermannschaft des Industrie-Lyzeums Petrol, die er bis 1983 trainiert.

Volker Mökesch
Seine Handballkarriere begann 1962 bei der Handballsektion des Universitätsclubs von Klausenburg. Zusammen mit Klassenkameraden und seinem Mediascher Freund Götz Barthmes wurden sie dort Stammspieler. Im Juli 1963 verpassten sie in Târgu Jiu den Aufstieg in die Zweite Liga. Im Sommer 1964 wurde Volker Mannschaftskapitän und diesmal gelang der Aufstieg in die Zweite Handball-Liga. Das war der Höhepunkt seiner Handballkariere! Im Frühjahr 1967 kehrte er nach Mediasch zurück und trat der Automecanica-Mannschaft bei, wo er zehn Jahre als Mannschaftsführer Akzente setzte. Dank seines Siegeswillens und des Aufrufs zum Zusammenhalt (eisern!) wurde Volker Vorbild für die jungen Spieler, die er gefördert hatte. Hierzu zählten zum Beispiel: Klaus Schibschid, Bela Szasz und Ovidiu Baba, die seine „Ziehkinder/Lieblinge“ waren. Bei einem Spiel im Oktober 1977 verletzte er sich schwer, ein Knöchelbruch beendete seine Handballkarriere. Danach widmete sich Volker erneut dem Feldtennis. Auch Jahre später, in Deutschland, trainierte Volker eine B-Jugendhandballmannschaft in Triberg im Schwarzwald, mit der er einige Erfolge erzielen konnte. Volker ist bis heute, also im hohen Alter, ein aktiver Sportler, allerdings hat er die Ballgröße verkleinert, er spiel Feldtennis.
Helmut Gross
Helmut Gross (Helmi), begann 1952mit dem Handballspiel in der siebten Klasse im Stephan-Ludwig-Roth-Lyzeum. 1961 begann er seine Ausbildung zum Elektriker in Neumarkt am Mieresch (Târgu Mureş). Hier spielte er als Linksaußen zwei Jahre bei der Sportschule und danach in der Militärmannschaft ASA Tg. Mureş. Mit letzterer stieg er aus der Regionalliga in die B-Liga auf. Er wurde 1966 von Direktor Boris aus Kleinkopisch abgeworben und stieg auch hier aus der Regionalliga in die B-Liga auf. Den Wechsel bereute er allerdings, da er nie richtig Fuß gefasst hatte und mit seinem Trainer Gustav Schuller nicht zurechtkam. Deshalb wechselte er 1967 zur Automecanica Mediasch, wo er bis 1980 spielte. Helmi wurde Spielführer, eine Position, die er dank seines Überblicks hervorragend ausfüllte. Er war ein ambitionierter, kämpferischer Spieler, ein Mann der klaren Worte, manchmal mit scharfer Zunge. Seine Würfe, vorbei an Kopf und Hüfte der Abwehrspieler, auch Schlenzer genannt, waren meist unhaltbar für den Torwart. Er täuschte unten an und wenn die Hand des Abwehrspielers nach unten ging, schoss der den Ball am Ohr des Gegners vorbei.

Werner Schmidt (Wani)
Wani war einer der besten Torhüter im Kreis Hermannstadt, trotz seines Handicaps, einem kürzeren Bein. Er begann in der Grundschule Handball zu spielen, setzte es im Lyzeum fort, spielte 1962 bei Automecanica Mediasch, dann in Cugir in der Regionalliga. Hier besuchte er auch die technische Schule. Zwischen 1968-1982 spielte er erneut bei der Automecanica Mediasch. Sein Können und sein Ehrgeiz waren hervorragend und ein Beispiel für alle Mannschaftskollegen. Wenn die Abwehrspieler die gegnerischen Bälle nicht richtig mit den Händen blockten, wies Wani uns mit strengem Ton gleich zurecht. Manchmal geschah das unmittelbar, sogar bevor seine Füße nach dem Abwehrsprung den Boden berührten. Seine Worte hatten große Wirkung und waren leistungsfördernd.


Bela Gräser (Szasz)
Bela begann mit dem Handballspiel 1968 bei der Automecanica Mediasch. Er berichtete, dass Werner Schmidt (Wani) wegen seiner schnellen Reflexe sein Vorbild war und Helmi (Helmut Groß) ihn gefördert hat. Da er noch Schüler war, übernahmen seine „Privatsponsoren“ Helmi und Totschi die eine oder andere Speisenrechnung für ihn. 1970 ging Bela zum Militärdienst, wo er bis 1972 in der zweiten Liga spielte. Weitere Stationen waren Kleinkopisch und der Höhepunkt seiner Karriere war „Independenţa“ Hermannstadt in der ersten Liga. Während des Studiums 1975-1979 spielte er bei „Universitatea“ Klausenbur. 1979-1981 spielte er erneut in Kopisch. Danach kehrte er zu seinem Stammverein Automecanica zurück, wo er von 1982 bis 1986 Trainer war.

Holger Schwarz
1970 absolvierte Holger die Fakultät für „Körperliche Erziehung und Sport“ (Educaţie fizică şi sport) an der Babes-Bolyai- Universität in Klausenburg. Damit er auch am Gymnasium und in den technischen Schulen Sport unterrichten durfte, besuchte er berufsbegleitend ein Studium beim „Institut für Körperliche Erziehung und Sport“ (ICEF) in Bukarest. Von 1971-1972 war er Trainer der Frauenmannschaft Voinţa Mediasch. 1973 wurde er Trainer der Frauenmannschaft Sparta Mediasch, die in der B-Liga spielte. 1974 gelang ihm der Aufstieg in die A-Liga. Ab 1976 trainierte Holger die Frauenmannschaft Stiinţa Mediasch, die zur Poliklinik Mediasch gehörte. Fast die gesamte Mannschaft wechselte zu Vitrometan Mediasch und spielte in der Kreisliga. Es gelang ihnen, die Kreisliga zu gewinnen und so spielten sie in der Relegation um den Aufstieg in die B-Liga. Der Aufstieg glückte leider nicht. Zwischen 1979-1982 trainiere Holger die Mädchen-Handballmannschaften in der Sportschule Mediasch. Diese übernahm danach Mihai Moldovan. 1983 übersiedelte Holger nach Deutschland. Zwischen 1984-1986 trainierte er in Gummersbach die Mädchen- und Jungenmannschaft C. 1987 wechselte er mit seiner Familie den Wohnsitz nach Burghausen in Oberbayern, wo er bis zum Renteneintritt im Jahre 2009 als Diplomsportlehrer an der Schule tätig war.
Klaus Schibschid
Er begann mit dem Handball in der Schülermannschaft des Axente-Sever-Lyzeums in. Danach spielte er mit der Automecanica in der Regionalliga, später in der B-Liga mit Metalu Kleinkopisch. Während der Militärzeit spielte Klaus bei ASA Hermannstadt in der A-Liga. Seine nächste Station in der A-Liga war Universitatea Bucuresti, mit der er den 2. Platz in der Saison 1972/73 erreichte. 1974 übersiedelte er nach Deutschland, wo er beim TUS Geretsried begann, danach zum TUS Milbertshofen wechselte. Eine weitere Station war VFL Günzburg in der Regionalliga, um danach mit dem TUS Nettelstett große Erfolge zu erringen. Aus der Regionalliga spielte sich die Mannschaft in die Bundesliga Nord hoch, um dann weiter in die Bundesliga aufzusteigen. Die Mannschaft gewann den DHB-Pokal und 1981 gewann Klaus Schibschid mit Nettelstett den Europapokal der Pokalsieger. Seine letzte Handballstation war der TS Deutsche Eiche Küsenbeck in Halle/Westfalen. Leider ging er -geschuldet einer Krankheit – viel zu früh von uns.

Kurt Schibschid
Der Bruder von Klaus begann auch bei der Schülermannschaft des Axente-Sever-Lyzeums, es folgten Automecanica Mediasch die in der Regional-Liga, Metalul Kleinkopisch in der B-Liga in Rumänien. Nach dem Übersiedeln 1974 nach Deutschland spielte Kurt bei TUS Geretsried, TG Würzburg (Bayerische Oberliga), VFL Günzburg (Regionalliga), TSV Milbertshofen (Bundesliga), Post SV München (Landesliga), FC Bayern München (Ausklang untere Klasse).


Christian Grummes (Floca)
Er begann mit Handballspielen 1972 im Alter von 14 Jahren – auf Empfehlung seiner Freunde Heini Kirschner und Georg Potradi – in der Mannschaft Automecanica Mediasch. Helmut Gross und Werner Schmidt (Wani) waren seine Mentoren, denen er viel zu verdanken hat. Er spielte meist als Rechtsaußen. Nach zwei Knie-Operationen musste er 1988 nach 16 Jahren mit dem Handball aufhören.
Chris war ein leidenschaftlicher Spieler, der hier in Deutschland Treffen mit Handballfreunden und gemeinsamer Besuch von internationalen Handballspiele organisiert.
Werner Gunesch (Gunni)
Seine ersten Tore schoss Werner bei der Mannschaft des Industrie-Lyzeums Petrol, wo er von 1961-1969 spielte. Von 1972-1977 gehörte er der Handballmannschaft in Kleinkopisch an und von 1977-1980 spielte er bei Automecanica Mediasch. Meist spielte er Rechtsaußen.


Werner Schotsch
In der neunten Klasse wurde Werner von Radu Faloba, Trainer der Sportschule, angesprochen und gefragt, ober er mal zum Handballtraining kommen wolle. Das war der Beginn seiner Sportlerkarriere. Gleich beim ersten Turnier wurde er vom Junioren-Nationaltrainer Samunci angefragt. Doch als sein deutscher Name genannt wurde, erlosch augenblicklich das Interesse an ihm als Nachwuchsspieler. Auch das war Sport in Rumänien. Leider! Ab 1982 trat er der Mannschaft Automecanica bei, die unter Trainer Rick Müller in der Kreisliga spielte. Zeitgleich wurde er auch von Metalul Kleinkopisch angeworben und spielte hier ein Jahr lang, parallel zu Automecanica. Die endgültige Wahl fiel aber letztendlich eindeutig zugunsten der Mediascher Mannschaft. Bis 1990 blieb er ihr treu und spielte, trainiert von Bela Szasz und Puiu Baba, als linker Rückraum und Spielmacher. Ab 1990 fand er bei der SG Albstadt eine neue sportliche Heimat. Und auch mit dieser Mannschaft wollte er gemäß seinem Motto „jedes Spiel gewinnen“. Die Albstädter Handballer haben es dann tatsächlich aus der Kreis- in die Oberliga geschafft. Von 2003 bis 2006 war Werner Trainer und Spieler-Trainer. Danach beendete er seine Handballkarriere und besuchte die Meisterschule. Dem Sport ist er allerdings treu geblieben und geht – außer als Gast zu Handballspielen – regelmäßig zum Wandern, Langlaufen und Mountainbike.
Epilog
Ob kurze oder lange Karriere, unabhängig von der Liga in der sie gespielt haben oder als Trainer tätig waren, für alle war der Handball eine Bereicherung. Zum einen für die sportliche oder persönliche Entwicklung und zum andern für die Gemeinschaft auf und neben dem Handballplatz. Wenn sich Handballer Treffen erzählen sie mit leuchtenden Augen über die eine oder andere Spielsituation und ich hoffe, dass ich mit diesem Bericht weitere Erinnerungen anzustoßen. Des Weiteren wünschte ich mir sie persönlich wiederzusehen, um die große Verbundenheit mit vielen der Handballkollegen zu genießen.
Einen herzlichen Dank an alle die mir zu diesem Bericht Informationen geliefert haben.

Christian Grummes, Werner Gunesch, Bela Gräser, Helmut Gross, Werner Schmidt, Nelu Boca, Stefan Soos 2015