15. Mediascher Treffen – Dinkelsbühl 9.-11. Juni 2023

Ein Bericht von Hansotto Drotloff

Die Sonne schien nicht nur über Dinkelsbühl, als sich das Organisationsteam für das 15. Große Mediascher Treffen am Freitag, den 9. Juni gegen 16 Uhr vor der Schranne einfand. Bald ging es wie in einem Ameisenhaufen zu, waren doch viele größere und kleinere Vorbereitungen zu erledigen, ehe die ersten Besucher eintreffen würden. Die Geschäftigkeit verdrängte die ungewissen Gedanken, mit denen die Mitglieder des Vorstands der HG Mediasch angereist waren. Vier Jahre waren seit dem letzten Treffen vergangen, der übliche Dreijahresrhythmus musste der Corona-Pandemie geopfert werden. Wie viele Mediascher würden den Weg nach Dinkelsbühl finden? Die Sorge, dass sich der Abwärtstrend von 2019 fortsetzen könnte, hatte die Vorbereitungen überschattet, hatte den Vorstand bestimmt, die eine oder andere Sparmaßnahme zu treffen, so z. B. am Samstag nur noch eine Musikgruppe auftreten zu lassen, und nicht zwei, wie bisher üblich. Erst wenige Tage vor Beginn des Treffens dann eine weitere Hiobsbotschaft: Direkt neben der Schranne wurde ein Baukran aufgestellt, so dass es nicht mehr möglich war, einen Grillwagen aufzustellen. Man würde am Samstagmittag nur Mici aus der Pfanne servieren können – und auch der beliebte Ausklang am Sonntag mit Blasmusik, Gegrilltem, Bier und lebhaftem Palaver würde diesmal flachfallen. Wie würde das alles von den Gästen aufgenommen werden?

Nun – dann will ich hier mit der Tür ins Haus fallen und das Fazit, das eigentlich ans Ende des Berichtes gehört, gleich an seinen Anfang stellen: Bei unserem diesjährigen Treffen, das nun schon zum fünften Mal in Dinkelsbühl stattfand, kamen wieder fast 400 Gäste zusammen, ältere und auch sehr viele jüngere und auch ein paar ganz junge Semester waren der Einladung gefolgt. Und alle, die sich seither zu dem Treffen geäußert haben, fanden nur Worte des Dankes und der Freude über ein gelungenes Fest. Der Wettergott zeigte sich von seiner besten Seite, so dass auch äußerlich nichts die Freude an dem Treffen trüben konnte. Am Freitagnachmittag und Abend strömten bereits überraschend viele Gäste herbei und allen war die Wiedersehensfreude ins Gesicht geschrieben. War da noch vor Kurzem ein Gespenst namens Coronavirus umgegangen? Wo war die Zeit des Maskentragens, der Abstandhaltens, der Desinfektion der Hände und der bangen Sorge geblieben, dass man sich anstecken könnte, wenn man unter die Leute ging? Die Gäste unseres Treffens, die sich freudig begrüßten, umarmten und auch küssten, kannten diese Sorgen offensichtlich nicht mehr. Wir alle waren und sind dankbar, dass wir uns wieder unbefangen treffen können und miteinander feiern. Diese Freude hielt am allen drei Tagen des Treffens an!

Wie schon 2019 trafen wir uns in den frühen Abendstunden des ersten Tages am Denkmal der Siebenbürger Sachsen, um der lieben Heimgegangen zu gedenken. Alfred Gökeler legte seitens der HG einen Kranz nieder. Die Andacht hielt diesmal Pfarrer Wolfgang Árvay aus Mediasch, der daran erinnerte, dass viele der Toten, deren wir heute gedenken, den grausamen Auseinandersetzungen des 20. Jahrhunderts zum Opfer fielen. Gerade jetzt, wo wieder ein irrsinniger Krieg Europa erschüttert, ist das Totengedenken immer auch mit einem Friedensgebet verbunden. Gemeinsam sangen wir zwei Lieder und lauschten den Klängen eines Trompeters der Dinkelsbühler Knabenkapelle. Nach dem gemeinsamen Vater Unser blieben die meisten noch eine Weile in dem Hain ins Gespräch oder in Gedanken vertieft, das warme Licht der Abendsonne genießend. Danach ging es zurück in die Stadt und zur Schranne, wo viele bis spät in der Nacht bei guten Gesprächen verweilten.

Die Festveranstaltung am Samstagvormittag, auch in diesem Jahr wieder gekonnt moderiert von Sigrun Kelp, stand unter der Motto „Gemeinschaft – unser höchstes Gut.“ In seiner Begrüßungsansprache wies Alfred Gökeler darauf hin, dass in der ursprünglichen Version des Mottos am Ende ein Fragezeichen und ein Ausrufezeichen gesetzt werden sollten. Es hätte als Aufforderung gelesen werden können, sich der Frage zu stellen: Ist Gemeinschaft noch unser höchstes Gut „Fragezeichen“? Oder es wäre die Aussage zu treffen, Gemeinschaft ist und bleibt unser höchstes Gut „Ausrufezeichen“! Im Vorstand wurde das als „zu provokativ“ empfunden und so wurden die Satzzeichen am Ende weggelassen. Möge jeder Teilnehmer an diesem Fest das Motto für sich reflektieren. Im Laufe der Festveranstaltung ergaben sich dazu einige Denkanstöße.

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Zur Eröffnung begrüßte der Vorsitzende unseres Vereins, Alfred Gökeler, mehrere hundert Teilnehmer und zahlreiche Ehrengäste und führte unter anderem folgendes aus:

„Im Namen des Vorstands unserer Heimatgemeinschaft begrüße ich euch zu unserem 15. Großen Mediascher Treffen. Ganz besonders begrüße ich unsere Freunde, die aus der alten Heimat nach Dinkelsbühl gekommen sind, um mit uns zusammen dieses Wochenende zu feiern und genießen Ich begrüße Wolfgang Arvay, der seit ca. zwei Jahren unser Stadtpfarrer in Mediasch ist. Ich begrüße Ursula Juga-Pintican mit Ihrem Partner Liviu. Ursula hat mehr als 20 Jahre lang ehrenamtlich die Geschicke des Diakonievereins geleitet. Dafür sage ich danke im Namen unserer HG und bitte um einen Applaus für Ursula. Auch mit Liviu, Ihrem Ehemann und Partner, habe wir viele, gute Kontakte. Wie viele von euch wissen, ist er ein begeisterter Historiker, Sammler und Philatelist. Vor einer Woche hat er zusammen mit anderen beim Oberth Symposium mitgewirkt und bei der Veröffentlichung des Buches „Lieber, hochverehrter Hermannonkel“ mitgearbeitet. Liviu, bine ai venit în mijlocul nostru, mă bucur foarte mult să te revăd. Der jüngste unserer Gäste aus Mediasch dürfte Laci Ciocan, Vorsitzender des Demokratischen Forums der Deutschen in Mediasch, sein. Trotz seines jugendlichen Alters arbeiten wir schon lange und sehr gut zusammen.

Ich bin froh und dankbar, dass wir Mitglieder des Mediascher Oktetts dabei haben, die uns zusammen mit dem Oktett in Deutschland heute Nachmittag durch ein Konzert erfreuen wollen. Wie schon im Oktett-Buch erwähnt, wird das Oktett in Mediasch seit vielen Jahren von einer Frau geleitet. Ich ergänze „und was für eine Frau“ – herzlich willkommen Edith Toth, ohne Dich ist Musik in und um unsere Kirche in Mediasch kaum denkbar. Sänger aus Mediasch, die das Oktett unterstützen werden, sind Raphael Toth, zurzeit Leipzig, Burkhard Wenzel, Laci Stecz und Vikar Max Braisch, der heute Nachmittag noch dazu kommen wird. Fühlt euch alle willkommen in unserer Mitte.

Wenn meine Informationen zutreffen, wird Antje Stecz die Aufgaben von Ursula in der Diakonie übernehmen. Ich möchte der Diakonie auch an dieser Stelle die Unterstützung durch unseren Verein auch in Zukunft zusichern. Sodann begrüße ich unseren Festredner Klaus Servatius und Prof. Walter Hutter, der uns den Musikprofessor Ernst Irtel in Erinnerung rufen wird. Wenn auch heute nicht dabei, gratuliere ich unserem Mediascher Dr. Jürgen Porr, Vorsitzender des DFDR, dem letzte Woche beim Heimattag der „Ehrenstern der Föderation der Siebenbürger Sachsen“ überreicht wurde.

Nicht zuletzt begrüße ich und bedanke bei Sigrun Kelp, die inzwischen wieder in Siebenbürgen lebt. Sie hat es sich nicht nehmen lassen uns auch diesmal durch die Veranstaltung zu führen.“

Anschließend verlas Alfred Gökeler das Grußwort unseres Mediascher Bischofs Reinhart Guib.   >>zum Grusswort

In seiner Ansprache ging Alfred Gökeler noch auf das Motto des diesjährigen Treffens ein und führte unter anderem aus:

„Bevor ich für mich eine Entscheidung dazu treffen kann, ob Gemeinschaft (noch) mein höchstes Gut ist, stelle ich mir die Frage „was ist eine Gemeinschaft“? … Ich möchte mich dabei heute auf die Gemeinschaft der Mediascher und Freunde unserer Heimatstadt beschränken. Schon immer war die Gemeinschaft den Siebenbürger Sachsen sehr wertvoll; ob früher in der Nachbarschaft und im Verein, oder in späteren Zeiten im Kränzchen und in der Clique, wir haben immer großen Wert auf Gemeinschaft gelegt. Es gab in Mediasch 24 Nachbarschaften, wie Hansotto rausgefunden hat, dazu unzählige Vereine, Singkreise wie das Oktett oder auch lose Zusammenschlüsse wie „die Sorgenlosen“, in der meine Oma aktiv war. Ziel dieser Gemeinschaften war einerseits die gegenseitige Unterstützung, aber auch genauso wichtig die Geselligkeit. Nicht umsonst haben wir Mediascher den Spitznamen „de Fleosemåcher“. Auch in unser Heimatgemeinschaft sind wir diesen Werten verpflichtet, wir unterstützen unsere Partnerorganisationen in der alten Heimat. Dazu zähle ich Kirche, Diakonie und Forum, zum Beispiel. Wir fördern andererseits die Geselligkeit mit solchen Veranstaltungen wie heute. Mit eurer Anwesenheit hier bezeugt ihr das die Geselligkeit nicht nur uns, dem Vorstand, wichtig ist. Danke dafür!“

In ihrer Anmoderation griff Sigrun Kelp den Gedanken auf und sagte unter anderem:

„Wenn wir dieser Gemeinschaft eine Zukunft geben wollen, müssen wir etwas dafür tun. Wie und was tun? Zum Beispiel durch die Weitergabe von Wissen und Können, von Traditionen und Bräuchen, von Heimatverbundenheit, durch die Teilnahme an organisierten Ereignissen, wie diesem Treffen, durch Mithilfe, durch Anregungen, Vorschläge, Beteiligung bei der Umsetzung derselben. Wichtig ist auch der Erhalt unserer Sprache, des siebenbürgisch-sächsischen Dialekts. Sie ist das Erkennungsmerkmal, das unsere Zugehörigkeit zu dieser Mediascher Gemeinschaft unterstreicht und uns als Siebenbürger Sachsen ausweist. Ich kenne einige junge Leute, die es heute bedauern, nicht sächsisch gelernt zu haben.

Es wäre doch zu schade, wenn über kurz oder lang keiner mehr Viktor Kästners Gedicht „Sachsesch“ verstehen würde.“

Sigrun Kelp bat nun die Ehrengästen um ihre Grußbotschaften, nicht ohne vorher jeden Redner in knappen aber prägnanten Worten vorzustellen. Die Ansprachen können weiter unten nachgelesen werden. Danach hatten wir das Vergnügen, ein Ständchen von vier Bläsern der Dinkelsbühler Knabenkapelle zu hören.

Wä? Ech sīl net sachsesch riëden, 
sachsesch dinken, sachsesch biëden?
Oh, dåt rēt mer nor a Foand.

Sachsesch Mälch hun ech gesiujen,
sachsesch huët em mich erziujen.
Kutt und fählt mer af den Zånd!

Sachsesch riët meng īnij Schatzken,
gitt af Sachsesch mir e Matzken:
Bän e Sachs äm Sachselånd! 

Grußwort der Ehrengäste

>>Grusswort der  Kirchengemeinde

>>Grusswort der Diakonie

>>Grusswort des Demokratischen Forum

Die Festrede vom diesjährigen Treffen

Festredner war diesmal Klaus Servatius, der in seiner Ansprache dann doch das Fragezeichen hinter das vom Vorstand gewählte Motto setzte und in einer sehr tiefgreifenden, mit vielen bekannten und weniger bekannten Literaturzitaten gespickten Analyse aufzeigte, dass menschliche Gemeinschaften sehr wohl ihre Licht- und Schattenseiten haben und es daher nicht leicht ist, jede Gemeinschaft unbedacht als „höchstes Gut“ zu bezeichnen. Allerdings kam er zu folgendem Schluss, der sicherlich auch für unsere Heimatgemeinschaft wegweisend sein kann: „Eine Gemeinschaft, in der dem, der gefallen ist, aufgeholfen wird; in der niemand alleine gelassen und in der gegenseitige Hilfe groß geschrieben wird; eine Gemeinschaft also, die nicht stur an Althergebrachtem festhält, sondern in der gemeinsame Ziele auch hinterfragt und bei Bedarf angepasst werden; eine Gemeinschaft, die offen und tolerant ist, sich anderen Glaubensrichtungen und Muttersprachen nicht verschließt, nicht zwischen den ‚Eigenen‘ und den ‚Andern‘ unterscheidet; eine Gemeinschaft, in der einzelne die anderen nicht für persönliche Ziele missbrauchen; in der man einen Teil der eigenen Ziele in den Dienst der Allgemeinheit stellt; in der man bestrebt ist, das kulturelle Erbe zu wahren und zu vermitteln – eine Gemeinschaft, die solche Werte vertritt, stellt ein hohes, ja, sehr hohes Gut dar. Und es sollte unser Anliegen sein, diese Werte an unsere Kinder und Enkelkinder weiterzugeben.“ Für seine Rede spendete die Festgemeinde Klaus Servatius langanhaltenden Beifall.

Würdigung Alfred Gökeler zum 10-jährigen Jubiläum

In diesem Jahr begeht unser Vorsitzender, Alfred Gökeler, ein esonders Jubiläum – bei der Mitgliederversammlung im Jahre 2013 wurde er als dritter Mediascher, nach Wolfgang Lehrer (1999-2007) und Günther Schuster (2007-2013) zum Vorsitzenden den HG gewählt. Er blickt damit auf eine zehnjährige Amtszeit zurück. Der Vorstand der HG hat beschlossen, seinen Vorsitzenden bei dieser Gelegenheit zu ehren und ihm für seine unermüdliche ehrenamtliche Tätigkeit durch eine besondere Geste zu danken. Aus diesem Anlass stiftete der Vorstand die Ehrennadel der HG, die erstmalig an diesem Tag an Alfred Gökeler in Gold verliehen wurde. Im Namen des Vorstands würdigte Hansotto Drotloff die Verdienste von Alfred Gökeler um die HGM und überreichte die Nadel mit einer Urkunde, deren Text wie folgt lautet: „Die Heimatgemeinschaft Mediasch e. V. ehrt Alfred Gökeler für seine 10 jährige Amtszeit als Vorsitzender der Heimatgemeinschaft Mediasch. Dank seiner ehrenamtlichen Tätigkeit und außergewöhnlichen Leistungen hat Alfred Gökeler die Verbundenheit der Mediascher zu ihrer Heimatstadt gefestigt. Zur Würdigung seines wertvollen Engagements wird ihm die goldene Ehrennadel der HG Mediasch verliehen.“ Das Publikum feierte den HG-Vorsitzenden mit lebhaften, langanhaltenden Beifall.

Übererbte Erkenntnis – Zum 20. Todestag des Musiklehrers und Komponisten Ernst Irtel

Nach einer kurzen Pause folgte ein weiteres besonderes Moment: Walter Hutter würdigte den hochverehrten Musikpädagogen und Komponisten Ernst Irtel aus Anlass der 20. Wiederkehr seines Todestages. Sein launiger Vortrag skizzierte – überwiegend aus eigenen Erlebnissen und aus Irtels Tagebüchern – ein sehr lebendiges Bild dieses sensiblen und begabten Musikers, an den sich mancher im Publikum noch lebhaft erinnern kann. Das Publikum danke Walter Hutter ebenfalls mit lebhaften Applaus.

Die Mitgliederversammlung

Auf der Mitgliederversammlung der HG, die dankenswerter Weise von Hugo Schneider, Vorsitzenden der HOG Meschen als Wahlleiter für die Vorstandswahl geleitet wurde, legte Vorsitzender Alfred Gökeler den Rechenschaftsbericht des Vorstands ab und Kassenwart Roland Dürr erstattete den Kassenbericht für 2019 – 2022. Auf Grund des von Werner Hann vorgetragenen Berichts der beiden Kassenprüfer wurde der Vorstand ohne Gegenstimme durch die Teilnehmer entlastet. Bei der anschließenden Wahl wurde Alfred Gökeler einstimmig als Vorsitzenden der HG Mediasch im Amt bestätigt. Sodann wählte die Versammlung Ortwin Rill und Horst Buresch zu stellvertretenden Vorsitzenden, Roland Dürr als Kassenwart und Hansotto Drotloff als Schriftführer. Als Rechnungsprüfer wurden Klaus Buresch und Helmut-Albrecht Roth gewählt. In den erweiterten Vorstand wurden Ingrid Fillinger, Edith Gökeler, Dr. Johannes Hager, Werner Hann, Imre Istvan und Werner Schmitz gewählt. Den Rechenschaftsbericht des Vorsitzenden, den Bericht des Kassenwarts und das Protokoll der Mitgliederversammlung veröffentlichen wir gemäß Satzung im Anhang.

Am Nachmittag wurden wie gewohnt ein kleines kulturelles Programm angeboten. Angekündigt war eine fotografische Reise unter dem Titel „Vom Mediascher Umland in die Welt der Karpaten bis in die Valea Doamnei“ von Feri Teglas. Der Referent, den die Leser des mediascher Infoblatts aus seinen Berichten über Wanderungen und Fahrradfahrten in Siebenbürgen und der weiten Welt kennen, gehört dem Verein ATE Dianthus Mediasch an, der 1987 gegründet, gewissermaßen die Tradition der Wandergruppe „Adonis“, gegründet von Reinhold Kraus, fort, erweitert um einen deutlichen „ökologischen Fußabdruck“ durch die Verbindung von Sport, Tourismus, Kultur und Umweltschutz. Der Referent war leider verhindert, nach Dinkelsbühl zu kommen, hat uns allerdings seine Bilder und Gedanken dazu zur Verfügung gestellt, die Hansotto Drotloff vorstellte. Kernstück des Vortrages waren die Bemühungen von Dianthus, die Hütten in der Valea Doamnei instand zu setzen und als moderne Berghütten abseits der ausgetretenen Pfade wieder nutzbar zu manchen. Seit fünf Jahren bemühen sich die Mitglieder von Dianthus erfolgreich um die Sanierung der beiden Hütten, wobei sie keine Mühe scheuen und ein sehr professionelles Arbeitsergebnis abliefern. In dem Vortrag zeigte Hansotto Drotloff auch Archivbilder aus den 1970er und 1980e Jahren, von den jugendlichen Erbauern, deren einige im Publikum dabei waren, und den romantisch-schönen Zeiten, die wir dort zusammen verbracht haben.

Um 17:30 strömten die Mediascher dann in großer Zahl in die evangelische St. Paulskirche, um dem angekündigten Konzert des Oktetts zu lauschen. Manche Zuhörer werden an das Konzert im Jahre 2016 gedacht haben, als man der Gründung des „gemütlichen Quartetts“ vor 120 Jahren mit einem schönen Konzert gedacht hatte. Unter der Leitung von Edith Toth traten die Sänger fast als „Doppeloktett“ auf und bewiesen einmal mehr, was man mit guten Stimme und Freude am Singen auf die beine Stellen kann. Das Mediascher Oktett Deutschland war vertreten durch Imre István, Raimar Klosius, Helmut Lieb, Heint Renye, Ortwin Rill, Hans Schuller, Ernst Weiss und Artur Wolff; aus Mediasch sangen mit Max Braisch, Benedikt Greil, Rafael Toth, Laci Stecz und Burkhard Wenzel; als Gast im 1. Tenor gesellte sich spontan Rolf Binder dazu. Imre István führte durch das reichhaltige Programm, das die breite Palette von Liedern, von den volkstümlichen Liedern heimischer Komponisten in unserer vertrauten Mundart bis hin zu anspruchsvollen Kunstliedern umfasste. Unter dem begeisterten Applaus des Publikums gab es drei Zugaben, von denen zwei vom Oktett und dem Publikum zusammen gesungen wurden. Mit dem Dank für das gelungene Konzert verbinden wir den Wunsch, das Oktett in ähnlicher Formation nächstes Jahr beim Mediascher Treffen in Mediasch wieder erleben zu dürfen.  

Nach dem Abendessen hieß es dann endlich „Party los“, diesmal mit der Harmony-Band im großen Saal der Schranne, deren breites musikalisches Repertoire das Publikum begeisterte – wie sehr, davon zeugte die Tatsache, dass bis weit nach der „Sperrstunde“ um 1 Uhr getanzt wurde.

Auch der Gottesdienst am Sonntagmorgen verlief etwas anders als gewohnt – wie feierten, auch diesmal zusammen mit der evangelischen Gemeinde in Dinkelsbühl, einen Gottesdienst im Freien, an dem unmittelbar außerhalb der Ringmauer gelegenen Musikpavillon im Stadtpark. Ein Novum war, den der Posaunenchor Dinkelsbühl mitgestalteten. Mit Pfarrer Imre Istvan als Prediger, sowie dem Dinkelsbühler Lektor Martin Hasselt und Pfarrer Wolfgang Àrvay als Liturgen war es ein besonders bewegender Gottesdienst, der einen weiten Bogen der Gemeinschaft weit über ganz Europa spannte. Der Predigttext aus dem 1. Johannesbrief, Kap. 4 drehte sich um Gott und die Liebe: „Gott ist die Liebe, und wer in der Liebe bleibt, bleibt in Gott und Gott bleibt in ihm. … Wenn jemand sagt: Ich liebe Gott!, aber seinen Bruder hasst, ist er ein Lügner. Denn wer seinen Bruder nicht liebt, den er sieht, kann Gott nicht lieben, den er nicht sieht. 21 Und dieses Gebot haben wir von ihm: Wer Gott liebt, soll auch seinen Bruder lieben.“ Nachdem er zahlreiche Interpretationen, die die Menschen der Liebe gegeben haben und geben, beleuchtet und hinterfragt hatte, schloss er mit den Worten: „Die Liebe, die hier gemeint ist, sieht das Unsichtbare im anderen Menschen, erkennt den Kern seiner Persönlichkeit. Damit also das, was er sein könnte und nicht nur das, was er dem Äußerlichen zu sein scheint. Er sieht den anderen – und ich will das betonen – mit den Augen Gottes. … Dieser Text ist ein Mutmacher. Wir sollen keine Moral- und Werteagentur werden. Im Gegenteil: Wir sollen die Versammlung derer sein, die an die göttliche Liebe glauben, auf sie hoffen und sich von ihr tragen lassen – gegen allen Augenschein. Wir dürfen Nächstenliebe üben, immer wissend, dass die Quelle unserer Nächstenliebe außerhalb unserer selbst ist. So geht es Christenmenschen immer darum, dass Menschenliebe und Gottesliebe unauflöslich zusammengehören.“

>>Die Predigt vom Sonntagsgottesdienst zum Nachlesen

Da wie erwähnt, der Ausklang mit Blasmusik, Mici und Bier wegen der Baustelle nicht stattfinden konnte, ging das Treffen bei schönstem Wetter nach dem Gottesdienst zu Ende. Man verabschiedete in der Hoffnung auf ein gesundes und frohes Wiedersehen – vielleicht schon 2024 in Mediasch und dann 2026 wieder zum Großen Mediascher Treffen in Deutschland!